"Kultur macht glücklich"


Chemnitz – Uraufführung von Sabrina Sadowskas Choreografie „Rhapsody in C“

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Chemnitz – Uraufführung von Sabrina Sadowskas Choreografie „Rhapsody in C“

©Die Theater in Chemnitz, Foto: Ida Zenna

Was haben Levi Strauß, William Colgate, Max Factor, Richard und Maurice McDonald und die Gershwins miteinander zu tun? Sie waren europäische Einwanderer in den USA und…

verwirklichten den „American Dream“ durch ihre persönliche Karriere. „Rhapsody in Blue“ (1924) avancierte zu George Gershwins berühmtester Komposition. Sie ist ein musikalisches Experiment, in dem er konzertante Sinfonik mit Jazz und Blues kombinierte und die Blue Note für eine ganz spezifische Melancholie sorgt.

Erweitert durch Musik von Fréderíc Chopin, Igor Strawinsky, Jeffrey Goldberg, Heitor Villa-Lobos und Leonard Bernstein zeichnet die Uraufführung „Rhapsody in C“ von Choreografin Sabrina Sadowska Gershwins Karriere nach. 

Eine Eisenbrücke dient als zweite Tanzfläche dahinter vermittelt das Meer den Abschiedsschmerz und gleichzeitig die Hoffnung der Migranten, die sich im Stil der 1920er Jahre korrekt gekleidet mit ihren Koffern dem Land der Träume nähern. Ein Paar, Gershwins Eltern, findet sich, feiert Hochzeit mit fröhlicher Klezmermusik untermalt. 

In New York pulsiert das Leben zwischen Arbeitshektik und nächtlicher Unterhaltung. Der junge Gershwin treibt sich auf den Straßen herum, rauft gern, fährt Rollschuh, ist fasziniert von Blues und Ragtime, trägt Zeitungen aus und komponiert. Seine Partys, bei denen er selbst am Klavier spielt werden legendär, sehr ästhetisch und verführerisch vom Ensemble vertanzt. 

In fließenden, farbig leuchtenden Kleidern verwandeln sich die TänzerInnen in immer neuen Hebefiguren in Statussymbole männlicher Sinnlichkeit und Aufstiegsvisionen. Gershwin liebt die Frauen und sie ihn. Er will sich aber nicht binden. Entsprechend wechseln seine Damen, multiplizieren sich die Pad de deux bis auf neun Paare mit raffinierten Drehungen, kraftvollen Hebungen, aufreizend gespreizten Beinen, neckischen Hopsern und Schrittfolgen. Expressive Körperhaltungen, kontrastierende Momente zwischen tänzerischer Dynamik und Innehalten visualisieren die Musik zwischen markanten Dissonanzen und Pausen.

Im zweiten Teil signalisieren die Projektionen von Eiffelturm und Wiener Riesenrad Gershwins überaus erfolgreiche Europareise. Die TänzerInnen verwandeln sich in eine sportliche Showgruppe in kurzen Hosen und Bustiers, ganz nach dem Broadway-Motto „The Show must go on“. Der Tanzstil wird moderner. Linien- und Kreisstrukturen setzen revueartige Akzente.Die Hebungen wirken vom Boden aus noch fulminanter. Gershwin liegend emporgehoben aus der Mitte des Ensembles als Sinnbild seines Erfolges, aber auch seines bevorstehenden Todes und Nachruhms. 

Mit der Uraufführung „Rhapsody in C“ gelingt Sabrina Sadowska ein in sich stimmiges unterhaltsam harmonisierendes Erzählballett, dem allerdings tänzerisch durch die vielen Wiederholungsschleifen der Pas de deux und die starke Orientierung am klassischen Ballett der dramatische Biss und die endorphinisierende Wirkung fehlt.