©Julia Gat
In den 1980er Jahren galt das Duo „Tears for Fears“ als New Wave-Band schlechthin. Sie verband Synthie-Pop mit anderen Genres. Ihrem Sound entlang, insgesamt 13 Songs, revitalisiert Emanuel Gats Choreografie das Lebensgefühl der 1980er Jahre weg von „The Prisoner“ hin zu „The way you are“. Die Musik wird zum sozialen Bindeglied der jungen Menschen, die ihren Individualismus ausleben. Sound und Tanz als Lebensgefühl ist das Thema dieser sehr musicalmäßig choreografierten Tanzshow, die kostummäßig von einem Modeschöpfer kreiert sein könnte. Am Schluss liegt ein Tänzer sinnend am Boden. Wie durch eine Gedankenübertragung holt er die TänzerInnen noch einmal in verschiedenen Gruppierungen für den integrierten Schlussapplaus auf die Bühne. Das Revitalisierungskonzept hat geklappt. Standing Ovations vom ersten Klatscher an.
Mit 14 sehr unterschiedlichen TänzerInnen erarbeitete und realisierte Emanuel Gat „Lovetrain2020“. Sie werden durch ihre individuelle Körperlichkeit, bizarre Bewegungsformen, vor allem durch die aufwändigen, raffiniert übereinander geschichteten farbfrohen Kostüme, zackig reduziert, fulminant gerüscht oder kostbar glitzernd und originell dekolletiert zu extravaganten Ikonen jener aufgeheizten erotisierten Zeit und zu einer witzig barocken Parodie genderübergreifender Gegenwärtigkeit. Über große und bizarre Arm- und Beinbewegungen, weiche Hüftschwünge und wirbelnde Drehungen verschmelzen die TänzerInnen zur synchronen Community.
©Julia Gat
Ausscheren ist erlaubt. Doch der fröhlich frivole Sog der Gruppe ist magnetisch. Durch das sehr schnelle Tempo in immer neuen Konstellationen kommen die tänzerisch eher einfachen Bewegungsformen facettenreich zur Wirkung, nicht zuletzt durch die dynamisch mitschwingenden Kostüme und die exzellent muskelmodellierende Lichtregie. Körper wirken wie Skulpturen, rutschen und rollen wie Geschosse über den Boden, tanzen und hopsen sich in Gruppen in Trance oder nähern sich solistisch, zu zweit, zu viert sehr subtil ihrem Gegenüber. Düstere Stimmungen hellen sich schnell wieder auf. Breaks der Stille bauen die Spannung für die nächste Bewegungsexplosion auf.
„Lovetrain2020“ ist eine Hymne an ein unbeschwertes, durchaus schön gefärbtes Lebensgefühl nach dem Motto „I believe“, während und nach der Pandemie ein absoluter Stimmungsaufheller. „Sowing the Seeds of Love“ ist immer noch ein wunderbar optimistisches Lebensmotto gerade in unserer derzeit überschatteten Lebenssituation.
Künstlerisches Team: Emanuel Gat (Choreografie), Thomas Bradley (Kostüme), Tears for Fears (Musik)