Berlin – Amanda Piñas „Exotica – On the Brown history of European dance“

Tanzkritik Amanda Piñas „Exotica" im Rahmen vom "Tanz im August" in Berlin beim präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Weihrauch in der Nase, Wassersprudeln im Ohr, ein romantisierendes exotisches Bühnenbild für das Auge bereitete Amanda Piña vor zwei Altären rechts und links auf der Bühne mit einem moderierenden Verehrungsritual die Hommage auf fünf indigene TänzerInnen aus der Zeit des europäischen Exotismus. Im Wechsel von Erklärungen und Tanzeinlagen präsentierte das Berliner Musikfestival „Tanz im August“ final eine moderierte Lehreinheit über die „braune Geschichte des europäischen Tanzes“ und die damit verbundene Aneignungskultur. Das Ergebnis ist eine liebenswürdige, wenn auch langatmige Hommage an fünf vergessene TänzerInnen…

©Tammo Walter

Von den zahlreichen, nicht-westlichen TänzerInnen, die auf den europäischen Bühnen des frühen 20 Jahrhunderts große Erfolge feierten wurden schnell vergessen. Amanda Piña wählte  vier Tänzerinnen und einen Tänzer aus, deren Biografien und Tanzstil sie derart begeisterten, dass sie sie über ihre Tanzrevue „Exotica“ zusammen mit ihrem Ensemble ins kollektive Bewusstsein der Tanzgeschichte zurückholen will. Wie bei einer Séance beschwört sie TänzerInnen.

La Sarabia (1878–1988), Nyota Inyoka (1896–1971), François „Féral“ Benga (1906–1957) und Leila Bederkhan (1903–1986). Sie reisten einst durch Europa und präsentierten ihre Tänze vor allem in Paris. Piña haucht ihnen neues Leben ein. Sie interessiert, wie und warum sie so tanzten, wie sie wahrgenommen und wie sie imitiert wurden, welche Relevanz ihre Tänze heute noch haben und inwiefern sich der rassistische Blick verändert hat. 

Auffälligstes Kennzeichen ist das Posing mit schlängelnden Armbewegungen, filigranen Drehungen der Hände und isolierten Kopfbewegungen in Frontal- oder Profilsicht, die als faszinierende P0p0-Shimmeys und artistische Schlangenbewegungen der Wirbelsäule in extremer Rückenlage in Staunen versetzen und durch die Perspektivität des opernhaften Bühnenbildes und die Beleuchtung effektvoll zur Wirkung kommen. Allein die Konzeption gestaltete sich durch die Wiederholung der Séance-Rituale und die inhaltlich sich sehr ähnelnden Moderationen zwischen den einzelnen Tanzdarbietungen als ziemlich ermüdend.

Wie spannend der Abend hätte sein können, zeigt Piñas „Exotica“- Tanzvideo auf www.nadaproductions.at.