Durch spektakuläre Inszenierungen populärer Bühnenstücke mit großem Ensemble vor der beeindruckenden Kulisse der 70 Stufen hinauf zum Dom und zu St. Severi haben die Domstufen-Festspiele Erfurt in den vergangenen 20 Jahren ein beachtliches Image erworben. Seit 31 Jahren das DomStufen-Festival das Publikum Jahr für Jahr mit bekannten Musical- und Opernaufführungen, seit 2003 unter der Generalintendanz von Guy begeistert Generalintendant Guy Montavon Wegen der immer größeren Nachfragen gibt es inzwischen schon ca. 2100 Sitzplätze. Dieses Jahr garantiert das Musical „Anatevka“ vom 2. bis zum 25. August ein unvergessliches Erlebnis, wie man mit Humor auch sehr schwierige Lebenssituationen meistern kann …
©Theater Erfurt, Lutz Edelhoff
Die melancholische Geschichte von Trevje, einem jüdischen Milchmann aus dem ukrainischen Schtetl Anatevka, wurde durch die herzerfrischende Symbiose von jidischem Witz, jiddischer Musik, klassischem Broadway-Sound und rasanten Tänzen auf Anhieb ein Welterfolg.
Für Trevje sind Traditionen sehr bedeutsam. Sie bieten ihm Halt und Verlässlichkeit. Doch seine eigensinnigen Töchter wollen sich emanzipieren und ihre Ehemänner selbst aussuchen, statt die Empfehlungen der Heiratsvermittler zu akzeptieren. Gleichzeitig brechen unsichere Zeiten über die Dorfgemeinschaft herein. Die Truppen des Zaren drohen der jüdischen Bevölkerung mit Progromen und Vertreibung. Als sich Trevjes drittälteste Tochter in einen der russischen Soldaten verliebt, droht die Familie auseinanderzubrechen.
Neben „Anatevka“ stehen auf dem Programm „La Bohéme“, für Jung und Alt „Hans im Glück“, „Das kleine Gespenst“ und die „Domino-Expedition“, eine Führung hinter die Kulissen, allerdings nur buchbar in Kombination mit einer Vorstellung. Karten sind über die Webseite www.domstufenfestspiele.de/stuecke/anatevka oder unter vorverkauf@theater-erfurt.de erhältlich.
Der Besuch des DomStufen-Festivals in Erfurt lässt sich wunderbar mit dem Besuch des jüdisch mittelalterlichen Weltkulturerbes verbinden. Über Jahrhunderte hinweg wurde es überbaut und vernachlässigt. 2023 als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet rückt die Bedeutung der jüdischen Bevölkerung wieder ins Bewusstsein der Menschen. Es erinnert an das Zusammenleben jüdischer und christlicher Nachbarn, aber auch an historische Progrome und Vertreibung. Die Alte Synagoge in Erfurt gilt heute als eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Europa. Ihre Geschichte lässt sich bis ins späte 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Nach einem verheerenden Progrom im Jahr 1349 wurde das Gotteshaus zuerst als Lager, später als Gastwirtschaft genutzt und überdauerte so die Jahrhunderte, bis es 1988 wiederentdeckt wurde.
So bietet eine Reise zu den Domstufen-Festspielen jüdisches Kulturgut aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven.