©Bettina Stöß
Die Inszenierung an der Deutschen Oper besticht durch Stimmigkeit in allen Bereichen, durch eine traumhaft abgehobene Atmosphäre, schauspielerische Dynamik, wunderbar hohes Stimmniveau auf allen Ebenen und einen herrlich subtilen Orchesterton. Sängerischer Hauptakteur ist in dieser Oper der Kinderchor, von Christian Lindhorst bestens einstudiert. Von den Solisten strahlt Jeanine De Bique als Helena durch ihr klangschönes und kraftvolles Timbre heraus.
Die Bühne (Marsha Ginsberg) bleibt bis auf wenige symbolische Requisten leer, erinnert an die existentialistischen Stimmungen eines Robert Wilson und entwickelt doch eine eigene Handschrift. Grau in Grau wird die Welt der Elfen und Feen eine surreale Traumwelt, die die Sinne der Menschen verwirrt und ihnen über Umwege die richtige Orientierung gibt. Ausstaffiert wie in den 40er Jahren, mit pomadisierten Herrenfrisuren, Bärten, knielangen Hosen ohne Genderdifferenzierung findet Benjamin Brittens abgründige Musik zwischen dissonanten Verschiebungen, engelshaftem Kinderchor und leitmotivisch eingestreuten Marschmusikelementen in den latenten Widersprüchen der Optik ein subtil tiefgründiges Äquivalent.
Puck, nach dem Libretto nur ein Diener, mit britischen Körperkünstler Jami Reid-Quarrell herrlich besetzt, avanciert zum Grand Acteure der Lüfte und zum Publikumsliebling durch seine artistische Körperlichkeit, tänzerische Anmut, sängerisch witzigen Akzente. Countertenor James Hall gibt Oberon eine ungewohnt lyrische Weichheit, im Gegenzug wirkt Tytania (Jacquelyn Stucker) männlich forsch. Beide zusammen schaffen durch ihre lächerlich sturen Streitereien um das Kind die Brücke zur Welt der Menschen und fortan wechseln in nahtlosen Übergängen die Spielebenen.
©Bettina Stöß
Sam Pinkleton choreografiert die Elfen als energisches Kraftfeld, macht aus dem durch die Zauberblume durcheinander geratenen Liebesquartett ein temperamentvoll dynamisches Spektakel.
Grobgeschnitzt burlesk wird es auf der Ebene der Laientheaterspieler.
©Bettina Stöß
Gut ein halbes Dutzend schräge Darsteller inszenieren für die Hochzeit von Theseus und Hippolyta ein noch viel schrägeres Theaterstück. Der Zeitplan kommt durcheinander, als Bottom (James Platt), durch die Zauberblume in einen Esel verwandelt, zum Liebesobjekt Tytanias wird.
Der letzte Akt, rot in rot wird zum satirischen Knaller des so gar nicht verliebten Hochzeitspaars. Mickrig wirkt Theseus neben der mondänen Hippolyta. Statt Liebe fließt Alkohol. Dazu passt bestens das einstudierte Theaterstück über große Liebe bis in den Tod, mit riesengroßen Puppen eine sperrig hölzerne Persiflage. Der derbe Volkstanz wird zur Lachnummer mit karthasischem Läuterungeffekt über die Männer. Welche Esel die Frauen doch zuweilen lieben!