©Michaela Schabel
Die Lieder der ägyptischen Sängerin Umm Kulthums (1898-1975) zu covern, bedarf es einer außerordentlichen Stimme. Als „Stern des Ostens“ und „vierte Pyramide“ zu Lebzeiten tituliert ist sie immer noch Kult im Orient. Zu ihrem 50. Todestag gelingt…
der syrischen Waed Bouhassoun (Gesang) zusammen mit dem Galilee Quartett (Oud, Cello, Bratsche, Perkussion) und Yassine Zghal (Kanun) eine würdige Hommage.
Das Ensemble entführt die Zuhörer ton-atmosphärisch in „1001 Nacht“. Auch wenn man die arabischen Texte nicht versteht, vermitteln sie den Zauber tief empfundener Liebe. „Das Herz liebt alle, die schön sind“, „Meine Hand in deiner Hand“, „Du bist die Liebe“ oder „A Alep“, ein traditionelles syrisches Lied, entwickeln durch die exotische Vierteltonmusik eine atmosphärische Magie, die im Pierre Boulez Saal durch die perfekte Akustik und Nähe zu den Musikern und der Sängerin bestens zur Wirkung kommt.
Dazu kommt, dass die vier Geschwister des Galilee-Quartetts nicht nur die traditionell orientalischen Instrumenten Oud und Riqq spielen, sondern auch die Bratsche und das Violoncello, komplimentiert durch Kanun-Spieler Yassine Zghal. Die Fusion der Instrumente aus dem Abend- und Morgenland spiegelt eine multikulturelle Symbiose, wie man sie in der gesellschaftlichen Realität größtenteils noch nicht findet.
Der Höhepunkt des Abends ist Waed Bouhassoun. Ganz unprätentiös reiht sie sich stehend in die Runde der Musiker ein. Nur gelegentlich hebt sie die linke Hand, um besondere Momente zu unterstreichen, Durch ihr weites Tonspektrum, ihre große emotionale Tiefe und ihr Verständnis für die arabische Musiktradition werden die Achterbahnen der Gefühle erlebbar, besonders klangschön in verführerischer Tiefe und in lang gehaltenen Tönen, wenn sie überraschend den Ton höher ansetzt oder Liedzeilen synkopisch akzentuiert. Die Weichheit ihrer Stimme ist wie ein Liebesversprechen, das über die vielen Strophen hinaus anhält. „Die Liebe hat kein Ende.“
Begeistert führen die Musiker die gesanglichen Klangmuster weiter, die die Sängerin wiederum aufnimmt, wodurch sich auf gleicher Augenhöhe eine dialogisierende Spannung aufbaut, vor allem wenn der Gandhi Saad auf der Bratsche die Melodien mit fröhlicher Mimik weiterentwickelt, Mustafa Saad auf der Oud, Omar Saad auf dem Tambourin und Yassine Zghal auf der Kanon ganz gelassen und verinnerlicht solistisch improvisieren.
Wie stark die Resonanz zunimmt, merkt man am rhythmischen Mitklatschen. Bouhassouns gestische Aufforderung zum Mittanzen nehmen einige Männer an. Als sie ein schwingendes Palästina-Tuch einer Zuhörerin nimmt und es als Zeichen ihrer Solidarität über die Schulter legt, avanciert der Konzertabend zu einer politischen Friedensbotschaft.
Mit: Waed Bouhassoun (Gesang), Galilee Quartett, Yassine Zghal (Kanun)












