©Grandfilm, 2024
Amon, ein junger Investor mit Familie ist der Star in Wien. Alles gelingt ihm. Geldanleger und Politiker dienen sich ihm an. Als Ausgleich geht er in die Natur und schießt auf…
Menschen für seine Life-Balance. Im Vorspann ist ein harmloser Radfahrer, der sich den Berg hinaufquält, das Opfer. Am Schluss knallt die 13-jährige Tochter Paula ein Liebespaar samt Baby ab. Dazwischen präsentieren Julia Niemann und Daniel Hoesl in harten Schnitten und Hochglanzszenen die gelackte Welt dieser superreichen Familie, die machen kann, was sie will. Paulas Stimme aus dem Off kommentiert das abstruse Geschehen aus der Perspektive einer gnadenlosen Kapitalistin. „Es gibt Menschen, für die es keine Grenzen gibt und ihr applaudiert für ein paar Krümel, die für euch abfallen und wir tun weiter und weiter.“
Ihr Vater Amon ist nicht unsympathisch, ein Bilderbuchpapi, der mit seinen drei multikulturellen Kindern herumtollt, mit seiner Frau „fleißig daran arbeitet“ noch ein eigenes Kind zu bekommen und offen zugibt, dass er kein Typ für Yoga ist, sondern die Herausforderung, das Abenteuer sucht und ein besonderes Gespür für die Zukunft hat. Er provoziert Volker die Beweise über Amons Mordtaten, die der geschiedenen Journalist längst recherchiert hat, zu veröffentlichen. Doch auch Volker wird Teil dieser Familiendynastie, deren spiegelglatte Ästhetik nur durch die schrillen Rufe im Stil japanischen Butoh-Theaters zerschnitten wird. Es gibt nur zwei Lösungen mitmachen oder sich wie der Waldpfleger umbringen. Der Kapitalismus der Superreichen ist nicht totzukriegen. Hoesls Botschaft von „Veni, vidi, vici“, dem legendären Spruch Julius Cäsars 47 v. Chr. „Ich kam, sah und siegte“ weitet sich von der Kapitalismuskritik der Einzelperson auf das gesellschaftliche System von heute und kulminiert im globalen Turbokapitalismus mit der Legitimation, dass zwar Zerstörung schmerzt, aber innovativ ist, weil sie neue Energien freisetzt.
In dieser Scheinwelt der Superreichen werden aus harmlos spielenden Kindern die Kapitalismusmonster von morgen, noch eine Spur gefühlloser, in autistischer Abschirmung nur dem eigenen Ich und der eigenen Werteskala verhaftet. Wie Slogans ploppen Paulas Sätze auf. „Großmutter sagte immer, wer arm geboren wird, kann nichts dafür, wer arm stirbt, schon“.
Die Frage, „Leben wir noch in Law in Order oder in einem rechtlosen Raum?“, beantwortet dieser Film eindeutig zu ungunsten von Recht und Gesetz. Erschreckend sind die Parallelen zur Gegenwart. Gegen die glatte Rhetorik hat selbst österreichischer Stursinn keine Chance. In schleppender Langsamkeit degradiert die Walzerseligkeit „Die Donau so blau, so blau“ zum Abgesang einer untergehenden Epoche, in der die Menschen nichts mehr gegen den Untergang unternehmen, sich nur noch über Gehaltserhöhungen freuen und auf ihre Onlinebestellungen warten.
Künstlerisches Team: Daniel Hoesl (Regie, Drehbuch), Julia Niemann (Regie), Gerald Kerkletz (Kamera), Gerhard Daurer (Schnitt), Anais Horn, Marcus Karkhof (Kostüm) Manuel Riege (Musik)
Mit: Laurence Rupp (Amon), Ursina Lardi (Viktoria), Olivia Goschler (Paula), Kyra Kraus (Bella), Tamaki Uchida (Coco), Dominik Warta (Volker), Markus Schleinzer (Alfred)
Ab heute in den deutschen Kinos