"Kultur macht glücklich"


Berlinale – Resümee – eine Erfolgsbilanz für die neue Intendantin Tricia Tuttle

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Berlinale – Resümee – eine Erfolgsbilanz für die neue Intendantin Tricia Tuttle

©Diego Castro, Berlinale 75

„Wir sind mit der Bilanz der 75. Jubiläumsausgabe sehr zufrieden“, resümiert die neue Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle. Die Filmfestivaldirektorin aus North Carolina, von 2018 bis 2022 künstlerische Leiterin des London Film Festivals, weiß um die Tücken ihres Berufs und bewies…

bei ihrer Debüt-Berlinale Führungsqualität. Während es bei den Dankesreden der letzten Preisverleihung zu politischen Eklats kam, die unwidersprochen im Raum stehen blieben, reagierte Tricia Tuttle sofort auf Tilda Swintons Plädoyer für die Israel-Boykott-Bewegung BDS sehr klug mit Bedauern. Radu Judes Bemerkung dagegen, dass die nächste Berlinale angesichts der anstehenden Wahlen hoffentlich nicht mit Riefenstahls „Triumph des Willens“ eröffnet werde, kam so an, wie sie gemeint war, als ironische Pointe. 

Tricia Tuttle versteht es Schritt für Schritt Dinge zu bewegen, auch optisch. Mit dem Blue Stage Bluemax Theater als neuer Spielstätte und dem Festivalcenter HUB75 mit Blick auf den Roten Teppich des Berlinale Palasts versuchte man das Umfeld des Festivals am Rande des Potsdamer Platzes zu beleben, ein Vorzeigeort ist die Berlinale allerdings immer noch nicht, da hilft nur eine gute Kameraführung.

Unter dem Vorsitz von Todd Haynes wurden Entscheidungen der Jury stärker nachvollziehbar als in den letzten beiden Jahren. Der Goldende Bär ging dieses Jahr nicht an Dokumentarfilme, sondern mit Dag Johan Haugeruds „Dreams, (Sex, Love)“ an einen sehr subtil poetischen Film. Schöne Geschichten zu erzählen, wird wieder wertgeschätzt!

Insgesamt gab das Programm der 75. Berlinale einen vielseitigen Einblick in das internationale Filmgeschehen. Es fokussierte stark auf zwischenmenschliche Probleme, die über Grenzen und Kulturen hinweg Unterschiede und Gemeinsamkeiten bewusst machen und filmtechnisch auffällig oft zumindest in der Sektion der Wettbewerbsfilme immer wieder das Prinzip der Entschleunigung und Reflexion einbringen.

75. Berlinale, Resümee, präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©British Film Institute

Tricia Tuttles Erweiterung des Festivals durch die „Perspectives“ auf acht Sektionen, um über 14 spannende Filmdebüts den internationalen Filmnachwuchs ins Rampenlicht zu stellen, scheint aufzugehen. Einige dieser Filme wurden während der Berlinale international verkauft.

Das Interesse der FachbesucherInnen und des Publikums war insgesamt sehr groß. Rund 19.000 Fachbesucherinnen und Journalisten kamen zum Festival. 336000 Tickets wurden an das Publikum verkauft, etwas mehr als im vergangenen Jahr. Über 1000 Verstellungen und 340 Publikumsgespräche mit den Filmteams fanden statt. Die Vorstellungen waren im Durchschnitt zu 90 Prozent ausgelastet, etliche Filme in alle Vorstellungen sehr schnell ausverkauft. Um überhaupt eine Publikumskarte zu bekommen, musste man beim rein digitalen Ticketing sehr schnell sein, was ältere Menschen oft überfordert. Die Zeiten, in denen sich Berliner eigens Urlaub nahmen, um zehn Tage lang Kino-Erlebnis zu genießen, sind für viele schon wegen des Eintrittspreises von 15 € vorbei. 

Zu Recht freut sich Tricia Tuttle über das großartige Feedback seitens der Jury und FachbesucherInnen, die positive Stimmung während des Festivals und die Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Infrastruktur und des Programms. „Mit diesem Elan gehen wir nun in die Planung für 2026.“