©Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films
Ein Kind, das telepathisch mit Tieren kommunizieren kann? Der argentinische Regisseur Iván Fund macht aus dieser Idee ein fast dokumentarisch…
wirkendes Roadmovie, das sich in der Machart ganz deutlich von den anderen Wettbewerbsfilmen der Berlinale unterscheidet. In Schwarz-Weiß-Optik mit extrem langen Einstellungen und monodisch einfach komponierter Musik wird das Roadmovie zum entschleunigenden Filmerlebnis, das die zwischenmenschlichen Beziehungen der ungewöhnlichen Mini-Familie ganz langsam entfaltet. Anfangs scheint das Mädchen Anika ausgenutzt zu werden. Es hilft dem Mann beim Maisstehlen und muss unter der Anleitung der Frau vor dem Werbeplakat eines Haustier-Krematoriums lächeln, um über die Fotografien in einer Werbeagentur wegen ihres Talents mit Tieren kommunizieren zu können aufgenommen zu werden, was nicht klappt. Über eine Presseinterview gelingt es Aufträge für Anika zu akquirieren. So tourt die Mini-Familie durch die Weite der argentinischen Pampa. Ohne viele Worte verstehen sie die drei sehr gut. Ihre Blicke sind sanft. Anikas lächelt fröhlich wie auf alten Gemälden, die Regisseur Fund inspirierten, einen Film zu drehen, in dem wichtige Momente eines jungen Menschen in den Mittelpunkt rücken, in denen sie sich ihrer Fähigkeiten und der wesentlichen Werte des Lebens bewusst wird.
Schweigend genießen die drei ihr einfaches, freies Leben, die Landschaften, die Stille der Nacht. Ein kurzer Besuch bei der leiblichen Mutter klärt die familiären Bande, auf die es letztendlich gar nicht ankommt, vielmehr auf das stille Einverständnis sich gegenseitig helfender, wertschätzender und liebender Menschen.
Für die Anika Bootz ist die Rolle des gleichnamigen, telepathisch begabten Mädchens wie maßgeschneidert. „Sie ist im Grunde wie ich“, erklärt sie strahlend in der Pressekonferenz. Das Wohlergehen von Mensch und Tier, wenn man beide nach ihren Bedürfnissen leben lässt, ist die Botschaft des Films, auch wenn die ökonomischen Verhältnisse wie in Argentinien desaströs sind. Wenn final nächtliche Glühwürmchen und Zikadenzirpen zu geometrischen Leuchtmustern unterlegt mit lauter Popmusik mutieren, wird man sich nach diesem ruhigen Film der heutigen Reizüberflutung umso mehr bewusst.
Künstlerisches Team: Iván Fund (Drehbuch, Regie, Schnitt), Martín Felipe Castagnet (Drehbuch), Gustavo Schiaffino (Kamera), Betania Cappato (Kostüme), Leandro de Loredo, Omar Mustafá (Sound), Mauro Mourelos (Komposition)
Mit: Anika Bootz, Mara Bestelli, Marcelo Subiotto