©Michaela Schabel
Standing Ovations bei seinen Autorenlesungen gibt es für Wim Wenders. Seine Filme prägten das kollektive Bewusstsein, wurden als Spiegelbild über einzelne Zeitepochen hinaus…
ikonische Geschichten und Porträts über das Wesentliche im Leben. Filme wie „Paris Texas (1984)“, „Der Himmel über Berlin“ (1987), „Buena Vista Social Club“ (1999) oder „Perfect Days“ (2023) haben Kultcharakter.
Bei seiner Buchpräsentation gab er weniger über das Vorlesen von Textpassagen als vielmehr im Gespräch mit seiner Lektorin Annette Reschke einen Einblick, wie sein neues Buch „Wesentliches“ entstand, was ihn am Schreiben so begeistert und was ihm beim Filmen sehr wichtig ist.
Schon als Kind konnte er in der Schule, einmal mit dem Schreiben begonnen, nicht mehr aufhören. „Erst wenn ich schreibe, kann ich meine Gedanken zu enden lesen“. Er schreibt am liebsten unterwegs im Flugzeug oder in der Bahn. „Kein Telefon, niemand stört mich, herrlich!“ Überaus offen und authentisch erzählte Wenders von sich und seinem Leben. „Ich schreibe, also denke ich…Erst wenn ich schreibe, kann ich meine Gedanken zu Ende denken“. Die Tatsache, dass er kann nicht mehr aufhören, wenn er etwas mag, zieht sich als roter Faden durch sein Leben. Es begann mit dem Schreiben und gilt genauso für seine Leidenschaft für die Musik, eines der wichtigsten Stilmittel seiner Filme. Wim Wenders wurde mit Schlagern der 1950er Jahre und Popgruppen der 1960er Jahre sozialisiert. Über die Songtexte und Melodien entstand seine große Sehnsucht nach fremden Orten. Er kennt jeden Text, jede Melodie und erheiterte das Publikum durch diverse Kostproben. Durch die Fusion von Drehbuch und Musik bekommen seine Filme ihre tiefgründige Emotionalität.
Genauso wichtig ist Wenders das Kadrieren, d. h. den richtigen Rahmen für jede Szene zu finden, damit der Zuschauer in den Protagonisten des Films hineinfühlen kann. Wender spricht in diesem Zusammenhang vom „liebevollen Blick“. Das beste Beispiel dafür ist „Der Himmel über Berlin“. „Selbst die gewagtesten Ideen glücken. Der liebevolle Blick transformiert und transzendiert die Filmszenen.“
Über zehn Texte schreibt Wenders pro Jahr, Reden, Vorträge, Laudationes. Vier Reden sollte er für sein Buch „Wesentliches“ überarbeiten. 150 Seiten waren geplant, doppelt so viele wurden es, optisch im ungewöhnlichen Flattersatz gedruckt, denn jeder Satz soll ein Zeilenende haben, jeder Nebensatz einen Zeilenanfang. Wenders strahlt. Das Publikum ist begeistert und dankte mit frenetischem Beifall. Entsprechend lang war die Schlange beim Signieren der Bücher.
Eine Buchbesprechung folgt nächste Woche.
Wim Wenders: Wesentliches, Autoren Verlag, Frankfurt a. Main, 2025













