©Daniela Rohr
Die Politverdrossenheit nimmt in Deutschland zu. Dr. Peter H. Grassmann, langjähriger Vorstand großer Industrieunternehmen wie Siemens und Carl Zeiss bringt diesen Unmut…
auf den Punkt. „Wir brauchen eine bessere Demokratie“ titelt er sein neues Buch „Parteiübergreifend – Kompetent – Bürgernah“, eine überarbeitete und stark erweiterte Auflage seines Buches „Wir brauchen eine neue Demokratie- Volksbegehren – Bürgerrat“.
Grassmann kommt aus der unternehmerischen, international agierenden Praxis, kennt andere Demokratien und weiß ganz genau, wovon er schreibt, warum die Menschen so politverdrossen sind. Er kämpft für eine Politik mit mehr Verantwortung gegenüber der Zivilgesellschaft, wobei er seine eigenen Frustrationen offeriert und die fragwürdigen Charaktere von Politikern klar benennt, die falschen Entscheidungen von Angela Merkel genauso wie die Machenschaften von Olaf Scholz und den „Verrat von Robert Habeck“. Mit deutlich markierten Antworten von ChatGPT informiert Grassmann die Leser sachlich über verschiedene Demokratiemodelle.Er selbstpräferiert die Schweizer Basisdemokratie ohne Kanzler, an dessen Stelle ein 7-köpfiger Bürgerrat, dessen Mitglieder vom Parteikonsens entbunden sind, statt auf Parteikonkurrenz auf Professionalität setzt und parteiübergreifend nach gemeinsamen Lösungen sucht, ein Modell, das in Abwandlung auch schon in anderen Ländern wie Finnland und Neuseeland zu positiven Ergebnissen führt.
Das große Manko von parteibasierten Demokratien ist deren vorwiegend oppositionell orientiertes und bürgerfernes Agieren, das durch die Änderung der Wahlkonditionen bei der letzten Wahl noch verstärkt wurde, indem über Direktmandate gewählte Bewerber nicht mehr ins Parlament kommen nur noch die von der Partei ausgekehrten Listenkandidaten. Statt innovative Ideen im Konsens von Vertretern aller Parteien, die vom Parteizwang enthoben sind, zu entwickeln, verschwenden unsere Koalitionen ihre Energie in konkurrierende Debatten.
Einen zweiten großen Nachteil sieht Grassmann in charismatischen Führungspersönlichkeiten, die sich sobald sie an der Parteispitze sind und die Kanzlerfunktion übernehmen, zu autokratischen Führern bzw. Despoten entwickeln. Putin, Trump, Erdogan, Maduro wurden demokratisch gewählt. Die Ursache ist die Sehnsucht der Menschen nach Sicherheit und Klarheit. Je geringer staatliche Institutionen die Bürger miteinbeziehen, desto schneller bilden sich Machtzentren in den Händen weniger.
Grassmanns Argumentation für eine bessere Demokratie lohnt sich zu durchdenken, zumal er nicht im Abstrakten bleibt, sondern die politischen Versager und Blender der vergangenen Regierungen, die möglichen Talente der Gegenwart klar benennt.
Grassmann sieht in Volksentscheiden und Bürgerbegehren eine Möglichkeit die Interessen der Bürger besser zu integrieren, was aber nur funktioniert wenn derartige Maßnahmen von fundierten Informationssystemen begleitet werden, damit das Manipulationsrisiko durch Medien und charismatische Persönlichkeiten klein gehalten werden kann.
Peter H. Grassmann (*1939, München) entstammt einer wissenschaftlich orientierten Familie mit großer Tradition. Er wuchs in Dresden, nach der Flucht vor den einmarschierenden Sowjets in Miesbach auf, studierte Physik an der Technischen Universität München, promovierte am Max-Planck-Institut für Physik und war anschließend am Massachusetts-Institute of Technology in Cambridge/USA. 1969 begann er bei der Siemens AG im Bereich der Medizintechnik und baute als Vorstand die Computertomographie und Kernspintomographie zu hoch profitablen und weltweit führenden Geschäftsfeldern aus. 1994 wurde er gebeten die Sanierung des Stiftungs-Unternehmens Carl Zeiss zu übernehmen.
Grassmann setzt sich für die Werteregulierung der Marktwirtschaft, eine verstärkte Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen und für die Bekämpfung des Klimawandels ein.[
Peter H. Grassmann „Wir brauchen eine bessere Demokratie – Parteiübergreifend – Kompetent – Bürgernah“, Eigenverlag München 2025, 138 S.