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Francisco Reynas neuer Roman „Libertad“

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Francisco Reynas neuer Roman „Libertad“

©Franzisco Reyna

Francisco Reyna interessiert sich für die Geschichte seiner mexikanischen Heimat. In „Revolucion“ (2024) erzählt er aus der Perspektive von zwei wohlhabenden Familien die mexikanische Revolution, in „Libertad“, dem zweiten Band diese Rebellion,

aus der Sicht der indigenen Bevölkerung in der nächsten Generation, wobei Juanita, eine eine wertgeschätzte Hausangestellte und ihr Sohn Pacito, der sich Anwalt hochgearbeitet hat, die zentrale Rolle spielen. 

1921 markiert die Wende. Nach einem 10-jährigen blutigen Kampf fordern die Menschen die „Libertad“, die ersehnte Freiheit, das wichtigste Ziel der Revolution zu realisieren. Intrigen und Korruption, Gewalt und Flucht bestimmen immer noch den Alltag. Bei einem Bombenanschlag auf das Reliquienbild der Jungfrau Maria von Guadalupe wird das indigene Hausmädchen Juanita verletzt, zwar gerettet, aber sie erkennt, wie gefährlich die sozialpolitische Lage in Mexiko ist. 

In einem spannenden Wechselspiel von Liebe und politischen Gefährdungen kreist „Liberatad“ in der nächsten Generation von „Revolucion“ um die komplexe politische Lage vor dem Hintergrund der übergriffigen US-amerikanischen Erdölmafia und der problematischen Lage der indigenen Bevölkerung in einem rassistisch geprägten Land die eigene Würde zu bewahren. 

Die Begeisterung Reynas für seine Heimat wird wie bereits im ersten Band besonders in den Passagen deutlich, in denen er Mexikos großartige Landschaftsstimmungen und historische Gebäude knapp, aber sehr enthusiastisch beschreibt. Als auktorialer Erzähler offeriert er das Denken seiner Protagonisten, wechselt von Kapitel zu Kapitel den Fokus auf die verschiedenen Personenkonstellationen und Schicksale, die er immer wieder dramaturgisch geschickt verknüpft und durch politisches Hintergrundwissen verdichtet, so dass der Leser Schritt für Schritt die Komplexität in dieser Familiengeschichte als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung erfasst. Ein grafischer Stammbaum erleichtert wie schon im ersten Band die personelle Zuordnung. Der auktoriale Erzählstil ermöglicht es Reyna Gedankenwelt und Gefühlswelt der Protagonisten zu offerieren und es es durch Kontrahenten zu kommentieren und zu bewerten.

Francisco Reyna wurde im Süden von Mexiko-Stadt geboren, er ist 57 Jahre alt, lebt seit 1989 in Berlin und ist seit 2004 deutscher Staatsbürger. Er beschäftigt sich seit langem mit der Weltgeschichte und insbesondere mit den Verbindungen zwischen der europäischen und der lateinamerikanischen Geschichte. Seine Arbeit vermittelt einen tiefen Einblick in die mexikanische Gesellschaft im Wandel der Zeit.

Franzisco Reyna: „Libertad“, 292 S. Amazon