©edition Lichtung
Ob Gedicht oder Erzählung, es sind kleine persönliche Episoden, fiktive Geschichten, sachliche Überlegungen zum Naturkreislauf wie in Gertrud Royers Gedicht vom „regentropfen“, verdichtet zur Lebensmetapher in Stefan Schobers „alles fleyßt“ in lautmalerischem Oberpfälzisch oder verspielt als impressionistisches Stammreimfunkeln in Helmut Hoehns „Der Bach hinter der Hütte“.
Das große Spektrum der bayerischen Flüsse, nicht nur die Donau, auch Lech, Isar Vils, Inn, Waldnaab und Regen bieten Fixpunkte für unterschiedlichste Flussporträts, Landschaften und Gedanken miteinander zu verknüpfen, Lebensgefühle und Affinitäten zu Wasser über die Grenzen hinweg aufleuchten zu lassen oder den Fluss wie Claudia Pichlers „Die immerwährende, verlässliche Isar“ als Ruheort selbst in der Pandemie in den Vordergrund zu rücken. Entwickelt aus persönlich Erlebtem, unterfüttert mit manch neuen Denkperspektiven weitet sich der Horizont.
Arthur Schnabl, Reisejournalist aus Regensburg, lotet in seinem Text „Von der Schönheit des Kenterns“ die tschechische Seele aus, die in ihrer Sehnsucht nach Wasser das Paddeln gleich nach der Kneipe zum Kult erhob und das Kentern als Beweis für Freundschaft, Verständnis und Tauferlebnis kultivierte.
Am Donaustrand fällt es Wahlregensburgerin Sabine Rädischs Protagonistin schwer sich zu entscheiden, ob sie nach dem Semester in die bulgarische Heimat oder zum Freund nach Bielefeld ziehen soll. Ein Leben ohne Donau kann sie sich nicht vorstellen und an der Donau findet sich die richtige Entscheidung. Anke Humpeneder-Graf, Kulturhistorikerin, wagt auf achteinhalb Seiten einen kulturhistorischen Überblick über „Ein Bild von einem Fluss“. Das Fazit ist eindeutig, ein Hommage an die Flüsse und das Wasser.
Kristina Pöschl, Eva Bauernfeind (Hg): „Flüsse – ein Lichtung-Lesebuch“, edition Lichtung, Viechtach 2021, 179 S.