"Kultur macht glücklich"


Bayern – „Anja Listl. Passau. Glas. Kunst!“ – der 7. Band der SammlungOehms

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Bayern – „Anja Listl. Passau. Glas. Kunst!“ – der 7. Band der SammlungOehms

©Diana Maria Baumgartner

„Es ist eine enorme Freude in diesem Band zu blättern“, strahlte Oehms, nicht minder bei der Enthüllung von Anja Listls neuem Werk „Flüsse – eine Hommage an Passau“ im Museum Moderner Kunst. Walzerblau die Donau, moorschwarz die Ilz, gletschergrün der Inn, umkreist…

von weißem Wasserdampf, wird das Glasbild inspiriert von Hesses „Siddharta“ weit über Passau hinaus zum Sinnbild des Wasserkreislaufs und des sich ständig wiederholenden Daseins. Das gilt auch für das Buch „Anja Listl. Passau. Glas. Kunst!“, ein wunderbarer Beitrag, wie beglückend ein Künstlerdasein erlebt werden kann, mit vortrefflichen Fotografien von Diana Maria Baumgartner, einem Grußwort von Bianca Buhr und Beiträgen von Kunsthistorikerin Elisabeth Vogl, Anja Listl und Dieter Oehms.

Es ist der 7. Künstlerband der SammlungOehms, in der Verleger Dieter Oehms „Künstlerinnen & Künstler in Ostbayern“ würdigt und so nachhaltig im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert.

Mit 16 Jahren begann sich Anja Listl für Glas zu begeistern. Die Eltern unterstützten ihr Talent. Sie absolvierte die Glasschule in Zwiesel, arbeitete als Glasgestalterin freiberuflich für verschiedene Firmen und schaffte den Spagat zwischen Brotjob und Künstlerdasein.

Ein Spaziergang mit Anja Listl durch Passau entlang ihrer 12 „Wohlfühlorte“ von Diana Maria Baumgartner sehr originell und empathisch fotografiert, vermittelt, worauf es bei der Glaskunst ankommt. Es sind die Lichtstimmungen, erzeugt durch Spiegelungen im Wasser, Hell-Dunkel-Effekte in schmalen Gassen, in lichthellen oder lichtakzentuierten Räumlichkeiten, die Listl inspirieren. „Wenn Glas von Licht durchflutet wird, werden Transparenz, Form und Farben in meinen Arbeiten sichtbar.“ Das Spiel von Licht und Schatten verwandelt das an sich statische Bild in lebendige Bewegung. Dabei geht es Listl nicht um Perfektion, sondern um das experimentelle Sich-Einlassen auf Neues. 

Bei einer Firma schmilzt sie das Flachglas in der gewünschten Form ein. In ihrem Kunstraum zu Hause bemalt und konturiert sie das Glas zeichnerisch mit Pinsel und Glas-Emaille-Farben, lässt diese am Fusingofen einbrennen, wobei die Farben mit Glas zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen und das Bild sich in eine Skulptur verwandelt. Damit die Farben anschließend ihre maximale Leuchtkraft entfalten, bedarf es großer Erfahrung, handwerklichen Geschicks und künstlerischer Kreativität. Das Ergebnis lässt sich nie genau vorhersagen. Wichtig sind die Idee und die kreative Umsetzung, der Rest ist Zufall. Die Inhalte entwickelt Anja Listl ganz spontan, „aus dem Bauch heraus“ inspiriert vom Tages- und Weltgeschehen, von Werken der Kunstgeschichte oder von philosophischen Überlegungen. Das Triptychon „BLACK…IS BLACK…IS BLACK?“ ist Listls Weiterführung von Kasimir Malewitschs „Schwarzem Quadrat“ mit ganz anderen Mitteln. „Really 2019“ konfrontiert den Betrachter, wie Frauen immer noch durch traditionelles Rollenverständnis eingeengt werden. Die Serie „Denkpausen“ avanciert vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges zu einem farbexplosiven Symbol für den Frieden. Dieses Engagement intensiviert Listl durch den Zyklus „Freiheit – Gleichheit – Solidarität – Brücken-Bauen“. In kriegerischen Schwärzungen lässt Listl durch ihre Lieblingsfarbe Grün kombiniert mit Blau und Gelb faszinierend chargierende Hoffnungszenarien aufleuchten. 

Gemeinschaft und Solidarität sind Listl auch im Alltag sehr wichtig. Um die bildende Kunst, insbesondere die Glaskunst zu fördern, ist sie Mitglied der innovativen „Glasheimat Bayern e. V.“. 

Listls Werke sind über Deutschland hinaus in Ausstellungen und Museen in Tschechien, Österreich und Ungarn zu sehen. Mit 27 Exponaten besitzt Kunstsammler Oehms die meisten Listl-Arbeiten. Sammeln und Fördern ist seine Devise. Mit der SammlungOehms schafft er für die KünstlerInnen ein Forum nachhaltig über Generationen hinweg wahrgenommen zu werden. 

Die Ausstellung „Anja Listl. Passau. Glas. Kunst!“ im Burgmuseum Mitterfels ist bis 31. August zu sehen. Der gleichnamige Bildband ist in der edition lichtung erschienen.

SammlungOehms: „Anja Listl. Passau. Glas. Kunst! – Künstlerinnen & Künstler in Ostbayern – Band 7“, edition lichtung, Viechtach 2025