©Diana Maria Baumgartner
Dieter Oehms ist eine Ausnahmepersönlichkeit. Er blickt auf eine steile lebenslange Karriere zurück. Aus einfachen Verhältnissen arbeitete er sich hoch zum Geschäftsführer des Musiklabels Deutsche Grammophon/Polygam, brachte Philips auf Erfolgskurs. dann für Bertelsmann das Label Arte Nova Classics, später sein eigenes Musiklabel OehmsClassics und…
im Ruhestand im Alter von 78 Jahren die Sammlung Oehms mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus Ostbayern.
Lieber Herr Oehms, egal was Sie beginnen, gegen wie viele Gegenmeinungen Sie sich durchsetzen müssen, Sie sind immer erfolgreich. Was macht Sie in Ihren Entscheidungen so sicher?
Dieter Oehms: Erfolgreich war ich im Großen und Ganzen immer, weil ich meine Arbeit stets zur Lebensaufgabe gemacht habe, geprägt von dem Willen, es gut zu machen und von großer Ausdauer, ganz nach dem Sprichwort, wer ausharrt, siegt.
Ein Leben lang managten Sie Musik. Was veranlasste Sie von der Software zur Hardware zu wechseln und schließlich über die Sammlung Oehms auf die darstellende Kunst zu fokussieren?
Das waren zwei Stufen. 25 Jahre arbeitete ich erfolgreich für die Deutsche Grammaphon/Polygram. Als ich mit den Entscheidungen der Firmenleitung immer weniger einverstanden war, eröffnete mir das Angebot von Philips neue Perspektiven. Es war nicht mein Traumjob, aber ich konnte jungen aufstrebenden Designern unter Einbeziehung von Architektur, Videos und Printmedien die Chance zu geben, ihr Talent zu zeigen und das Erscheinungsbild der Marke Philips innerhalb von fünf Jahren verjüngen. Dann wollte ich ein Sabbatjahr nehmen, aber das Angebot von Bertelsmann das neue Klassiklabel Arte Nova Classics auf den Weg zu bringen und wieder zu den Wurzeln der Musik zurückzukehren, reizte mich zu sehr. Als sich nach dem Tod von Reinhard Mohn seine Witwe vom Musikgeschäft trennte, gründete ich mein eigenes Label „OehmsClassics“, um unabhängig von den Launen eines Konzerns zu sein. Das verkaufte ich dann mit 78 Jahren an Naxos, um mich dann mit all meiner Energie, Erfahrung und Leidenschaft auf meine Kunstsammlung konzentrieren zu können.
Sie sind weit gereist. Was veranlasste Sie ausgerechnet die Arbeiten ostbayerischer Künstler zu sammeln?
Kunst sammelten meine Frau Ellen und ich schon seit den 70er Jahren. Wir bereisten die halbe Welt. Doch durch den Bau unseres Ferienhauses in Zenting konzentrierten wir uns durch den neuen Standort in Niederbayern auf die heimischen Künstler und Künstlerinnen. Es ging uns nicht darum, wie viel die Werke wert sind oder wie sich ihr Wert steigern könnte. Wir sammelten sehr subjektiv nur das, was uns gefiel, kauften die Arbeiten direkt bei den Künstlern, die wir sympathisch fanden und die zu uns passten. Wir wollten die Künstler aus Niederbayern und Oberpfalz mit Schwerpunkt Bayerischer Wald kennenlernen, sie einladen, gemeinsam feiern und sie auch durch Auftragsarbeiten fördern. Jedes Sammelobjekt ist eine Entscheidung des Herzens. Begonnen haben wir mit den Malern der Region, zunächst mit der Donau-Wald-Gruppe und dem Bayerwald-Kreis, dann kamen automatisch Glas, Keramik und Skulpturen dazu.
Sie haben über 500 Exponate gesammelt. Ein Wohnzimmer reicht dafür nicht mehr.
Das ist richtig. Mit dem Rückzug aus dem Berufsleben haben wir unser Gästehaus in ein Galeriehaus verwandelt, das allerdings nur im privaten Rahmen für Künstler, Partner, und Freunde des Hauses zugänglich ist.
©Diana Maria Baumgartner
Welche Rolle spielt dabei Ihre Buchedition „Künstlerinnen und Künstler in Ostbayern – Sammlung Oehms“?
Mit 78 Jahren konnte ich mich nicht einfach zur Ruhe setzen. Ich habe mich zwar aus dem aktiven Musikgeschäft zurückgezogen, wollte aber jetzt nicht nur den Dackel ausführen. So entstand die Idee unsere Sammlung eigeninitiativ zu kuratieren und im Rahmen einer Buchedition vorzustellen. Unter dem Titel „Künstlerinnen und Künstler aus Ostbayern – Sammlung Oehms“ wollte ich Künstler durch die Bücher und die Präsentationsveranstaltungen einer größeren Öffentlichkeit sichtbar machen.
Sie haben in drei Jahren bereits sechs Bände publiziert. Nach welchen Kategorien gehen Sie vor?
Die grundsätzliche Überlegung war, dass ich nicht alle Künstler aus Ostbayern in meiner Edition veröffentliche, sondern nur die aus meiner Sammlung. Einzelbände erscheinen, wenn der Umfang der Werke innerhalb der Sammlung die Veröffentlichung eines Buches rechtfertigt.
Jeder Band ist für mich eine besondere Herzensangelegenheit und gleichzeitig eine Dokumentation meiner gesammelten Werke. Sie ist auf 10 Bände konzipiert. 2022 erschienen Einzelbände von „ChriSch“, Christian Schmidt, einem der bedeutendsten Überfanggraveure, und „Tonkunst“ des Keramikers Gerhard Lutz, der die Schönheit der Formen in der Natur und im Meer in fragilen Objekten in Kunst verwandelt. 2023 veröffentlichte ich „Geyermann & Ritterswürden“, eine Symbiose von dekorativen, symbolischen Gravurarbeiten und skurrilen narrativen Glasobjekten und „Atelier Männerhaut“, über 30 Jahre hinweg eine Werkstattgemeinschaft mit mittlerweile noch fünf großartigen, ganz individuellen Künstlerhandschriften in Glas. Das Pendant „Die weibliche Seite der Kunst“ mit 21 Künstlerinnen erschien im Frühjahr 2024 und mit „Rainer Metzger – Glas und Malerei“ erfolgte im vergangenen Oktober wieder ein Einzelband, dem 2025 „Anja Listl“ und „Annemarie Pletl“ folgen. Zum Abschluss gibt es noch zwei Sammelbände über „Glaskunst in Ostbayern“ (2026) und „Malerei, Keramik und Skulpturen in Ostbayern“ (2027)
Stemmen Sie das alles ganz alleine?
Natürlich nicht. Ein erfahrenes und fachkundiges Team aus den Bereichen Kunst, Historik, Werbung, Verlagswesen und Finanzen steht mir eng zur Seite.
Welche Visionen verknüpfen Sie mit der Sammlung Oehms?
Die Kunst soll nicht nur ein vorübergehendes Erlebnis gewesen sein. Die SammlungOehms soll als Zeichen meiner Wertschätzung gegenüber der Kunstszene über meinen Tod hinaus sichtbar und aktiv bleiben.
©Diana Maria Baumgartner
Sie haben einen Wunsch frei, welcher wäre es?
Ich möchte meine 10 Bände fertigbekommen und noch erleben, dass die Künstlerinnen und Künstler nicht nur in Buchform, sondern auch als Ausstellung bestmöglich präsentieren werden und meine Sammlung ein kleiner, aber feiner Tel unserer hiesigen Kulturlandschaft wird.