"Kultur macht glücklich"


München – „Mythos & Moderne“ – Fritz Koenigs Arbeiten im antiken Umfeld

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München – „Mythos & Moderne“ – Fritz Koenigs Arbeiten im antiken Umfeld

©Michaela Schabel

Selbst im kleinen Format verfehlt Fritz Koenigs Kugelkaryatide im Umfeld antiker Großskulpturen ihre Wirkung nicht. Die Originalskulptur, eine Auftragsarbeit für das World Trade Center in New York überstand den Terroranschlag 2001 und gilt seitdem…

als Hoffnungssymbol des Überlebens. Wie eine magische Kugel belebt die Karyatide das antike Umfeld. Sie wird zum Bindeglied zwischen antiken Mythen und moderner Weiterentwicklung. Material und Stil könnten nicht gegensätzlicher sein. Wohlproportionierte Skulpturen, nackte Adonisse konfrontiert mit abstrahierten Bronzefiguren entwickeln vor allem in den Abendstunden durch die Schattenwirkung der Beleuchtung eine auratische Stimmung zwischen Lebensfreude und Vergänglichkeit. Auf Brusthöhe blickt man über den Abguss des Barberinischen Fauns (220 v. Chr.) auf Koenigs „Epitaph für Ikarus“, zwei Mythen als Auf- und Abgesang der Lebensfreude interpretierbar. Koenigs archaischer „Großer Roßmensch II “ (1989-1990) bäumt sich im Saal der Jünglinge auf 2,34 Meter hoch und bringt expressiv latente Seiten der Männlichkeit ins Bewusstsein.

Ausstellung "Mythos &Moderne" Arbeiten von Fritz Koenig in der Münchner Glyptothek präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Ihn mit dem weiblichen Pendant, dem „Großen Roßweib II“ (1989-1990) im Saal des Diomedes zu vergleichen ist der Reiz der Ausstellung.

In knapp der Hälfe der Räume werden Koenigs Arbeiten, ohne dass sie sich in den Vordergrund drängen, dennoch durch die dunkle Optik zum Blickfang. Man hat genug Raum die Figuren zu umkreisen, sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, zu vergleichen. Dabei entwickeln sich ganz neue Narrative, zumindest für Koenig-Kenner, ansonsten hilft der Ausstellungskatalog. Nur die Bilder, zu hoch gehängt wegen der Lichtblendungen nur bedingt sichtbar, kommen nicht zur gewohnten Wirkung. 

Trotzdem berührt die Innerlichkeit dieser Ausstellung. Wehmütig denkt man an Fritz Koenigs Ausstellung 2015 in Florenz in den Uffizien und im Boboli-Garten. Durch das Engagement von Eike Dieter Schmidt, dem damaligen Museumsdirektor hätte der internationale Durchbruch des Künstlers gelingen können, was allerdings an der Engstirnigkeit des Landshuter Museumsleiters und des ihn unterstützenden Oberbürgermeisters scheiterte. Der kurze Hype löste sich in Luft auf. Von lokalen und zwei nicht ernst zu nehmenden Pop-Up-Ausstellungen in Venedig und New York zum 100. Geburtstag abgesehen gelingt jetzt wenigstens in der Münchner Glyptothek eine Hommage über das Koenig-Museum in Landshut hinaus. Als Mitglied des Kuratoriums und der Ankaufkommission war Koenig vier Jahrzehnte eng mit der Glyptothek verbunden.

Die Ausstellung „Mythos & Moderne“ ist noch bis 30. März in der Münchner Glyptothek zu sehen.