©Michaela Schabel
Die erste vorne, die zweite vorne und hinten lasierend oder pastos mit Acryl-, Neon- oder fluoreszierenden Farben bemalt, ergibt sich, beide Platten hintereinander gestapelt, ein famoses Spiel zwischen Transparenz und Dichte, Sichtbarsein und Verstecktsein. Es ist kein Durchblick möglich, dafür emotionales Farberleben, das sich ständig durch Licht-, Schatten- und Spiegelungseffekte ändert. Dabei geht es nicht um Ästhetik, sondern um Farbexpression zwischen Farbharmonie und Farbsprengung. Inspiriert wird Birgit Buchner von Farbflächen, die ihr im Alltag instinktiv auffallen und sich in ihren dreiseitigen Farbexperimenten durch kräftigen Pinselduktus und unterschiedliche Farbformen in räumlicher Plastizität zu ungewöhnlich spannenden Kombinationen zusammenfügen.
Die Glasbilder sind wie das Leben, kaum erhascht, erfasst, ändern sie sich. Man entdeckt neue Facetten, sofern man achtsam ist. Jedes Bild entwickelt eine eigene Aura, als solitärer Fixpunkt eines engen, langen Raumes meditative Kraft.
Eng zusammengerückt zu großen Tableaus multipliziert sich das Farbspiel zu einem energetischen Farb-Form-Feld. Fotografisch ist dieses Farbspiel kaum zu reproduzieren. Man muss diese Bilder live sehen.
©Michaela Schabel
Birgit Buchners zweiter Schwerpunkt sind Grafiken, ganz bewusst wie die Glasbilder nur nummeriert, um nicht durch Titel die Phantasie zu beengen. Doch hinter diesen Zeichnungen mit Tusche, Tinte und Grafit, die wie Fieberkurven, Pulssequenzen, serielle Wiederholungsschleifen wirken, stehen ganz bestimmte Kompositionen von Klassik und Jazz über Rock und Pop, bis zu Rap und Techno. 30 bis 40 Mal angehört fanden Tom Waits „Closing Time“ und andere Titel mitreißend rhythmische Visualisierungen, die der Betrachter ohne Titel ganz in seiner persönlichen Wahrnehmung rezipieren kann.
©Michaela Schabel
Mit Besen und großen Pinseln bemalt, locker über eine Stange bis auf den Boden drapiert, zerschnitten mit Reststücken der fünften Jahreszeit dekoriert wird Beethovens „Ode an die Freude“ zum Abgesang kultureller Verspaßung.
Die Ausstellung „Up!“ ist noch bis 25. Dezember im Röcklturm zu sehen.