©Michaela Schabel
Der erste Blick auf die ausgestellten Wandbilder und Büsten…
elektrisiert. Man will sie aus der Nähe sehen. Die Aura von Haberspointners Werken zieht sofort in ihren Bann.
Der österreichische Bildhauer (*1966, Ebenau bei Salzburg) zeigt in der Galerie Jahn Landshut drei seiner zentralen Werkgruppen in ganz unterschiedlichen Materialen. Gemeinsamer Nenner sind die ungewöhnliche Haptik seiner Werke, der große Spannungsbogen zwischen wilder Urwüchsigkeit und designter Ästhetik und die Lebendigkeit der Oberflächen, was in den hellen Räumlichkeiten der Galerie Jahn bestens zur Wirkung kommt.
Seine brachialen Wandobjekte generiert er, indem er mit der Axt die Oberfläche von Fichtenholz einkerbt, aufraut, zerklüftet, nicht irgendwie, sondern rhythmisiert aus dem Bildmittelpunkt kreisend wie ein Strudel, Wirbel oder Spiralnebel, woraus sich eine meditative Dynamik entwickelt. Mit Farbe gebeizt, vorwiegend mit Blau und Rot oder verschiedenen Nuancen dazwischen, werden Kosmos und magnetische Feldlinien vorstellbar, wobei Raum und Lichteinfall eine große Rolle spielen.
Erhaben blicken Haberspointner abstrahierte „Köpfe“ in die Runde, nur durch die Profillinie als solche erkennbar. Hier zeigt sich sein Talent „Volumen und Leere, Masse und Fragilität, Schwere und Feingliedrigkeit zu verbinden. Die Form bleibt gleich, Material und Oberflächenstrukturen ändern sich.
Aufeinander geschichtete Scheiben aus Linden-und Nussbaumholz, Stahl oder Aluminium um einen opaken Innenkörper lassen über Kopfprofile hinaus die Resonanz von Außenwelt und geistiger Verarbeitung assoziieren und an die Jahresringe von Bäumen denken. Durch die Scheibentechnik verwandeln sich die Köpfe in interessante Symbole für die Leere der Außenwelt und vergeistigte Innenwelten. Ohne Scheiben, dafür der Kopf aus einem Stück Espen- und Lindenvollholz geformt, die Oberfläche geritzt und zerschnitten, farblich gebeizt, werden Leichtigkeit oder Schwere, inklusive Denkprozesse, visualisiert.
Ganz anders wirken die kleinen, patinierten oder blank polierten Bronzeplastiken aus der Werkgruppe „Gewichtungen“. Auf kleinen Beinen verwandelt sich schweres Material in leichtfüßige Kunstobjekte, abstrahierte Tierformen bzw. stilisiertes Dekor.
Die Ausstellung ist ein Erlebnis und macht neugierig auf seine umfangreichen Werkserien und Großinstallationen.
Bis zum 21. November ist die Ausstellung „Struktur Textur Raum“ in der Galerie Jahn in Landshut mittwochs bis freitags von 14 – 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung 0871 / 2764816 noch zu sehen.












