©Michaela Schabel
Angelika Sobek-Kistner sucht nach schönen Dingen, die sie inspirieren. Dazu gehören neben literarischen und künstlerischen Anregungen in erster Linie architektonische Formen, deren spezifische Ästhetik sie in ihren Bildern atmosphärisch herausarbeitet. Ob als Einzelbild oder als Triptychon wie in „Krypta 1 – 3“ es gelingen geheimnisvolle Szenarien, in denen Lichteffekte den morbiden Zauber balsamisch aufhellen. Ein Eisenblock mit gleichen Grundlinien verdichtet sich durch Drehen in eine Trilogie von „Verwunschen“, „Eisen“ und „Gasse“ durch Licht narrativ erhellt. Eine spitz zulaufende Fläche, ein weich geformter Giebel, dazwischen eine Treppe zielen in der Ferne auf denselben Lichtpunkt. Ein weißes Oval auf Schwarz entpuppt sich beim Nähertreten als Tunnel Kurve mit Licht am Ende des Tunnels. Getitelt als „Weitblick“ und „Durchblick“ wird die übertragene Bedeutung dieser Begriffe deutlich. In „Spiegelungen“ intensiviert Angelika Sobek-Kistner Lichtwirkungen durch diagonale Perspektiven über Fassaden, Verglasungen und Dächer hinweg oder über eine angeschnittene Wendeltreppe hinauf zur Kuppel. Minimale Schrägen, ein phantastisches Ensemble wie der „Treppenvogel“ bewirken eine traumatische Poesie und mit „Phoenix“, dem einzigen Tiermotiv unter den ausgestellten Bildern, dessen mächtiges Gefieder in das Licht eintaucht, aus dem nur noch der Schnabel ragt, entsteht eine großartige Metapher für die transzendente Kraft des Lichts.
Angelika Sobek-Kistner schreibt mit Licht, wie das der spanische Dichter Carlos Ruiz Zafón formuliert.
©Michaela Schabel
Damit das gelingt muss man zuerst „sein Alphabet lernen, dann seine Grammatik. Erst dann kann man Stil und Magie entwickeln“. Genau das ist der Weg von Angelika Sobek-Kistner. „Panta Rhei“ – alles fließt, heißt es in den östlichen Lehren. Bei Angelika Sobek-Kistner sind es die Farben, die sie verdünnt und lasierend aufträgt. Monatelang malt sie zuweilen an einem Bild. Bis zu 15 Schichten haben ihre Aquarelle, für sie die Königsdisziplin der Malerei, die sie perfekt beherrscht, wie ihre Bilder „Stadtlicht“ und „Klippenlicht“ beweisen.
©Michaela Schabel
Das Licht entführt in meditative Transzendenz. Das gilt auch für ihre Landschaftsstimmungen. Mit „William Turner lässt grüßen“ bekennt sie offen ihre Vorliebe für diesen Maler. Dass sie ganz eigene Wege geht, beweisen ihre Wasserszenarien „Vor dem Meer“ und „Brilliantenwasser“. Dass Angelika Sobek-Kistner auch die Kunst des Zeichnens beherrscht zeigen ihre Skizzenbücher und das Acrylbild. „Wartende“ sind wir Menschen, auf das „Licht“ könnte man ergänzen, in dieser durchkomponierten Ausstellung.
Die Ausstellung „Licht“ ist im Röcklturm noch bis 4. September zu sehen.