"Kultur macht glücklich"


Hengersberg – „Die weibliche Seite in der Kunst“ als Buch und Ausstellung

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Hengersberg – „Die weibliche Seite in der Kunst“ als Buch und Ausstellung

©Michaela Schabel

Nur 1,5 % der Künstler in der Sammlung des Hamburger Museums für Kunst & Gewerbe waren 2023 Frauen. In der Sammlung Oehms sind es…

40%. Voriges Jahr erschien in der Reihe „Künstlerinnen & Künstler in Ostbayern“ Band 5 mit dem Titel „Die weibliche Seite der Kunst“. Oehms präsentiert die 21 Künstlerinnen nicht nur in Buchform, sondern auch durch Ausstellungen, letztes Jahr in der Sankt-Anna-Kapelle in Passau, jetzt neu zusammengestellt in der Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hengersberg, wo derzeit Bilder, Glasarbeiten und Skulpturen von elf Künstlerinnen zu sehen sind.

Oehms beherrscht die Kunst der Reduktion auf das Wesentliche. Im kleinen Rahmen bietet er einen großen Überblick über ganz unterschiedliche Stilrichtungen und provoziert mit den Titel, was eigentlich das Weibliche in der Kunst ist. Für Glaskünstlerin Alexandra Gehr bedeutet das „Intuition und Empfangen“, wobei sie sich nur als „ausführendes Werkzeug“ betrachtet. Kraft, Mut und Zielstrebigkeit, um die Dinge voranzutreiben, sieht sie als männliche Eigenschaften. Beides ist wichtig. Diese klassischen Denkmuster helfen das Weibliche in den Arbeiten zu erkennen. Ganz offensichtlich wird es in den Christine Rieck-Sonntags expressiven Tanzbildern und ihrem Eurydike-Zyklus, in den subtilen, meditativen Landschaften Danaé Xynias’ oder in den beschwingt atmosphärischen Aquarellen Brigitte Hannigs, die ihre Bilder als Hommage an ihre niederbayerische Heimat sieht.  Diese ist auch für Annemarie Pletls der Anker in der Kunst. Die bewusste Wahrnehmung ihres Lebensumfeldes gibt ihr die Kraft der umtriebigen Gegenwart entgegenzuhalten und intuitiv andere kulturelle Facetten zu integrieren. Je mehr sie an Details weglässt, desto mehr entdeckt Bernadette Maier in der Nähe die ganze Welt, in „leeren“ Gesichtern mitten im fröhlich bunt gemalten Diesseits die Schatten des Jenseits. Ganz augenfällig wird die weibliche Seite der Kunst in Susanne Zudas farbintensiven, naiv gemalten Bildergeschichten durch die märchenhaften Motive und die Freude an liebevollen Dekors. Elisabeth Ettl verwandelt Holzstämme in bunt expressive Figuren, die ganz unterschiedliche Geschichten assoziieren lassen.

Narrative spielen auch bei den Glasarbeiten eine große Rolle. Alexandra Geyermann fokussiert mit der Gravurnadel auf vergessene Frauenfiguren aus der Literatur und verbindet sie mit floralen Motiven. Intuitiv verwandelt Ursula Merker Motive aus ihrem Alltag, dem Rosengarten oder der Musik, in kunstvolle Dekors auf ihren Glasschalen und Glasvasen. Für Anja Listl wird Glas zur Leinwand für die spontane Umsetzung ihrer Ideen, die um Ästhetik, soziale Werte, positive Energie kreisen. Alexandra Gehrs „Gorilla“, Ausdruck von Stärke und friedlichem Verhalten auf grüner Vasenform, ist durch Buchcover und Ausstellungsflyer inzwischen zum Symbol für „die weibliche Seite der Kunst“ im Oehms-Kosmos geworden. 

Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Oktober im Kulturhaus Spital Hengersberg zu sehen.