©Lars Eidinger
„O Mensch“ tituliert Lars Eidinger seine Ausstellung in der Kunsthalle Nordrhein-Westfalen und weitet damit sein Image als…
einer der bedeutendsten Schauspieler unserer Zeit um die Facette eines Fotografen. Wie ein visuelles Tagebuch fotografiert er seit einigen Jahren, was ihm unterwegs auf der Straße besonders ins Auge sticht, nicht mit der Leica, denn damit würde er auf Motivsuche gehen, sondern mit dem Handy. Motive, die auf ihn zukommen, kann er damit spontan ablichten. Eidinger verfügt über genug Empathie, darin das Komische und Skurrile, das Berührende und Tragische zu entdecken und weiß mit dem Zitat aus Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ seine Streetfotografie existentiell zu unterfüttern. „Oh Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht!“ Statt Nietzsches Gegenstimme „Ich schlief, ich schlief“ öffnet Eidinger die Augen für das Elend auf der Straße, auf die Verrottung der Innenstädte, den Verlust der Natur und der Poesie, die sich ausbreitende Armut und Vereinsamung und die darin mitschwingende Ignoranz, weil man sich schon zu sehr daran gewöhnt hat. Jeder kennt diese Motive aus der eigenen Lebensrealität, aber auch aus Magazinen und anderen Streetfotografie-Ausstellungen.
©Lars Eidinger
Das Besondere ist Lars Eidinger selbst. Über die Schaubühne, breitenwirksamer durch Kinofilme und Fernsehserien hat er sich zwischen narzisstischer Extrovertiertheit und verletzlicher Introvertiertheit ein ganz spezielles Image als Charakterdarsteller erarbeitet. Egal was er macht, wo er auftritt, er steht immer im Mittelpunkt und verblüfft durch einen charmanten Mix aus Bescheidenheit und linkischer Schüchternheit.
Projekte mit Lars Eidinger haben eine hohe Erfolgsquote, was ihm die Türen öffnet. Parallel zu einer Ausstellung von Yoko Ono im K22 schafft die Düsseldorfer Kunsthalle eine Bühne mit großem Popularitätsniveau. Eidinger bleibt bescheiden und ironisiert seine eigene Ausstellung mit einem aufgeblasenem, flatterndem Skydancer. Als DJ weiß er um die positive Energie des Tanzes, um den Niederungen des Alltags zu entkommen.
Zu sehen ist „O Mensch“ noch bis 26. Januar 2025.