"Kultur macht glücklich"


Berlin „Zeichnungen und Skulpturen“ von Hans Scheib in der Galerie Schmalfuss

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Berlin „Zeichnungen und Skulpturen“ von Hans Scheib in der Galerie Schmalfuss

©Michaela Schabel

Frauenskulpturen stehen Spalier, mittendrin „Mephisto“. Derart narrativ inszeniert, wird die neue Ausstellung in der Galerie Schmalfuss zur…

Hommage an die Weiblichkeit und gleichzeitig ein Geschichtenbuch, denn jede Skulptur von Hans Scheib erzählt von einem anderen Menschentyp und alle zusammen fusionieren zu einem großen Narrativ von Verführung und Abwehr, Leidenschaft und Leiden. Skulpturen in Bronze und Holz, in lebensgroßen und kleinen Formaten zeugen von Scheibs skulpturaler Vielseitigkeit. Er arbeitet gegenständlich, aber mit einer unverkennbar eigenwilligen Ausdrucksweise, in der sich seine kulturellen Erfahrungen durch internationale Kulturprojekte spiegeln, insbesondere die Einflüsse der griechisch-archaischen Kunst, des satirischen Berliner Realismus und des deutschen Expressionismus. 

Klassisch wohlproportioniert verbreiten seine beiden großen Bronzeskulpturen. „Die schöne Freundin“ und die „Göttin mit Granatäpfeln“ afrikanische Grandezza im Raum. Die kleineren Skulpturen wirken in extrem schlanker Reduzierung expressiver. Die Tierskulpturen präsentiert er naturalistisch bewegungspointiert voller Anmut. 

Doch das Zentrum der Ausstellung bilden die bemalten Frauenskulpturen aus Holz. Mit heroischer Gelassenheit stehen sie aufrecht im Raum, nur eine liegt provokant nackt verführerisch auf dem Boden. Mit überdimensioniert knallbunten Haaren, großen Augen, vorwiegend kugelrunden Busen und kleinen, symbolischen Accessoires ironisiert Scheich weibliche Verführungskünste. Skulpturen verwandeln sich durch bizarre Überdimensionierung in Karikaturen oder offerieren wie „Pandora“ und das „Schreckliche Kind“ soziale und psychische Traumata. „Pandora“ blickt entsetzt angesichts der schrecklichen Plagen, mit denen sie die Menschen konfrontiert hat oder konfrontieren wird. Ihre Büchse ist verschlossen. Das Davor oder Danach ist unwichtig, die Folgen nicht. Rot bemalt oszilliert das „Schreckliche Kind“ zwischen zorniger Resistenz und leidvoller Traumatisierung. Was auch immer dahinter steckt, überlässt Scheich der Phantasie des Betrachters. Die „Künstlerin“ indes wird in schlichter Reduktion, unberührt mädchenhaft, weiß wie eine Leinwand zur Metapher weiblicher Kreativität. In diesem Umfeld wirkt Mephisto mit seinen überdrehten Pupillen ganz bewusst wie ein kitschiger Schwerenöter von vorgestern. 

Durch gezeichnete Blumenstillleben werden die Skulpturen im wahrsten Sinne des Wortes umrahmt. Mit schwungvollen Linien, vorwiegend in Schwarz, zuweilen farbig belebt, zeichnet Scheib den Prozess des Verblühens, wobei er seine Skulpturen in einen existentiellen Kontext stellt. Das Wechselspiel der künstlerischen Ausdrucksmittel und Narrative macht die Ausstellung zu einem vergnüglichen Erlebnis. 

Hans Scheib (*1949 Potsdam) wuchs in Berlin-Ost auf. Von 1971 bis 1976 studierte er Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und ließ sich anschließend als freischaffender Künstler in Berlin-Prenzlauer Berg nieder. 1985 zog er nach West-Berlin. Seine Werke waren und sind auf deutschen und internationalen Ausstellungen zu sehen, u. a. auf der Biennale in Peking/China. Seit 2005 ist Scheib auch an mehreren internationalen Kunstprojekten in Äthiopien, Armenien und den USA beteiligt. Für sein künstlerisches Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Die Ausstellung „Zeichnungen und Skulpturen“ in der Galerie Schmalfuss ist noch bis Mitte August zu sehen.