„La Colonialidad Permanente“, HD-Video, Ramita Seca, 2019, ©Staatliche Museen zu Berlin
„Under Construction“ zeigt die Vielfalt, in denen sich aktuelle Zustände und Umwälzungen in der Welt spiegeln und provozieren damit zur Reflexion unserer Wahrnehmung und Bewertung dieser Verhältnisse von Körper und Raum, Subjekt und Objekt, Natur und Kultur, Imagination und Realität. Trashige Kunst kontrastiert mit tiefgründiger Ästhetik, der Blick auf Alltägliches enthüllt die Täuschungen durch reale Projektionen.
12 extrem unterschiedliche Kunstpositionen geben ein prägnantes Spektrum, wie KünstlerInnen aktuelle Themen in ihre individuelle Bildsprachen transformieren. Nicht alle Arbeiten überzeugen, aber einige bleiben nachhaltig im Gedächtnis.
Ceal Floyer führt bewusst in die Irre, um zu beweisen „Was wir sehen, ist oft nur unsere Annahme.“ Der Blick auf „Projektion“ lässt im Lichtfeld eines Diaprojektors einen Nagel erkennen. Erst wenn man näher an die Wand geht, sieht man, dass es nur ein projiziertes Bild ist. In „Peel“ scheint sich eine Tapete von rechts oben nach links unten abzulösen. Statt der rohen Wand erscheint allerdings eine neue Tapete. Indem der Effekt „Peel“ (umblättern) eines Videobearbeitungsprogramms zum Kunstwerk stilisiert wird, avanciert das Tool im Umfeld des Museums zur Metapher künstlerischer Schaffensprozesse.
„Peel“, Ceal Floyer, 2003@Staatliche Museen zu Berlin
Der argentinische Künstler und Tänzer Maximiliano Mamani tritt für seine Performances als Dragqueen Bartolina Xixa auf. In dem Video „Trockener Zweig. Die permanente Kolonialität“ tanzt er auf einer Müllhalde zu einem Lied der Folksängerin Aldana Bello. „Wir sind der Müll, den diese hygienische und gepflegte Welt nicht sehen will.“ Die euphorischen Drehbewegungen in farbenfrohenm Pink und Türkis retardieren in der Dämmerung zu schmerzhaften Verwringungen, bei denen Xixa regelrecht zusammenschrumpft „Wir sind diejenigen, die die ökologischen Schulden derer bezahlen, die uns aufzehren und daraus noch mehr Macht für sich herausschlagen.“
Die Ausstellung „Under Construction“ ist im Berliner Hamburger Bahnhof noch bis 15. Januar zu sehen.