©Michaela Schabel
208 KünstlerInnen aus 36 Nationen zeigen bis zum 4. Mai auf der „paper positions. berlin“, wie vielseitig Kunst auf und aus dem fragilen Material Papier entsteht. 69 deutsche und europäische Galerien präsentieren…
Arbeiten über Deutschland hinaus, von KünstlerInnen aus Frankreich, Kanada, Iran, Südafrika, Georgien und Ecuador. Die internationale Ausrichtung macht die Messe zu einem lebendigen Schauplatz für einen globalen künstlerischen Dialog, zwischen traditionellen Werken und innovativen Techniken, gezeichnet, gemalt, collagiert oder als cut-out, ob banal oder spannend, entscheidet der Betrachter für sich.
Zwei sehr innovative Künstlerinnen zeigt die Wichtendahl Galerie in Berlin. Kristin Grothe entwickelte eine einzigartige Technik. Radierungen auf Büttenpapier transformiert sie mit Schleifpapier zu haptischen Landschaften. Dörthe Bäumer stellt Büsten aus Seidenpapier her, wobei die Dichte des Materials zwischen massiver Steinoptik und feiner Spitze chargiert und sich je nach Hintergrund und Perspektive interessante Lichteffekte ergeben. Michael Schuster, vertreten durch die mianki.gallery in Berlin zaubert mit dem Skalpell aus gesammelten, getrockneten Platanenblättern spannungsvolle Bewegungsbilder, in denen Sportler oder Spaziergänger in die Leere des weißen Untergrunds springen, schweben oder spazieren, wobei sich die „Lichtbilder“ in Symbole der Freiheit verwandeln.

„LIchtbild“, Michael Schuster©Michaela Schabel
Ramona Schnekenburgers „Gamecock“ in Öl und Stift in Grau-Weiß-Schattierungen, vertreten durch die galerie 422, ist ein Hingucker.
Farbige Papiercollagen der Serie „Revolving Doors“ von Man Ray (1890 – 1976) präsentiert die Pariser Galerie Eva Meyer, die Flash Art Gallery aus Tallinn mit dem Esten Raul Meel, einen der wichtigen Vertreter der osteuropäischen Avantgarde. Er kombiniert konkrete Poesie und grafische Strukturen. Die Galerie Horst Dietrich macht u.a. wieder durch Arbeiten von Albrecht Genin auf sich aufmerksam.
Neu ist dieses Jahr die kuratierte Sonderausstellung „ceramic positions“, wobei weniger wie bei Dorothee Wenz Form- und Farbästhetik im Vordergrund stehen als vielmehr zeitkritische Narrative. Zerbrochene Vasen offerieren den Blick auf Metallketten im Innern als Ausdruck ausbeuterischer Arbeitsbedingungen (Alberto Gianfreda), Menschen ziehen sich in Schneehäuser zurück (Georgij Melnikov). Die Kombination von Ästhetik und kritischer Reflexion gelingt Štěpánka Sigmundová mit „The Earth“, einer Weltkugel mit aufgemalten Airforce-Spaces und manches kippt Richtung Kitsch.
Ein Novum ist dieses Jahr auch das künstlerische Engagement von Notizbook-Produzent Moleskine, einem der Hauptsponsoren der paper positions.berlin. Über eine Wand mit aufgespannten Notebooks gibt er Besuchern die Möglichkeit selbst künstlerisch aktiv zu werden.
Die „paper positions.berlin“ ist noch bis Sonntag, 4. Mai in der Haupthalle des Tempelhof Flughafens, Platz der Luftbrücke 5 geöffnet.