©Jochen Lempert
Jochen Lemperts Biologiestudium erklärt sein Interesse und seinen exakten Blick auf die Natur. Vögel, Insekten, Schmetterlinge, Blätter, Beeren bannt er gestochen scharf vor verschwimmenden Hintergrund auf Papier. Die Fotografien ungerahmt, ganz plan an die Wand, motivlich korrespondierend wirken teilweise wie Zeichnungen. Sie entwickeln faszinierende Synergien, wenn das Auge eines Eichhörnchens wie eine Tollkirsche schimmert, ein Pferd melancholisch wie eine Frau blickt. Jochen Lempert hat Geduld und ein Gespür für den richtigen Augenblick. Er entdeckt einen Schmetterling auf der Türklinke, eine Spinne auf der Hand. Vier Bilder mit kleinen Flecken auf schwarzem Hintergrund lassen den Kosmos assoziieren und entpuppen sich aus der Nähe als Abdrücke von Insekten ganz nach Adalbert Stifters sanftem Gesetz, dass sich im Kleinen das Große spiegelt.
Wie seinem Baby will Jochen Lempert dem Betrachter das Staunen über die Schönheit der Natur vermitteln und leistet damit einen Beitrag zum Artenschutz und Respekt vor der Natur.
©Jochen Lempert
Der Wirkung von Jochen Lemperts analog fotografierten Bildern geht ein langer Entscheidungsprozess voraus. Nur maximal ein Drittel der Motive einer Filmrolle verwendet er. Mittels Kontaktabzüge im DIN A5 Format oder kleiner mischt er Varianten, um dann erst den Ausschnitt, die Größe oder ein bestimmtes Licht auszuwählen. Er verwendet in erster Linie Silbergelatineabzüge, die er in seinem Atelier in analogen Farbschemata von Grautönen auf mattem, strahlend weißem Barytpapier selbst entwickelt. So werden aus Augenblicksbildern gelungene Inszenierungen. Dabei mischt er alte und neue Fotografien auch als Multiple in sequenzieller Reihenfolge, wodurch er sich ein immer umfangreicheres Motivarchiv aufbaute, das traditionell wirkt und trotzdem ständig neue Gruppierungen und Weiterentwicklungen ermöglicht.
Jochen Lempert (*1958) ist studierter Biologe. Zwischen 1979 und 1989 war er Mitglied der Experimentalfilmgruppe „Schmelzdahin“, die sich mit der Kombination von chemischen Verfahren und Zelluloidfilm beschäftigte. Nach dieser fruchtbaren Zusammenarbeit begann er fotografisch zu arbeiten und erforscht seit den 1990er Jahren den Dialog zwischen Natur und Mensch. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine fotografische Arbeit. Seine Arbeiten sind in internationalen Sammlungen vertreten, u. a. im Centre Pompidou, Paris und im Museum of Modern Art, New York.
Die Ausstellung „Jochen Lempert – Lingering Sensations“ ist im C/O Berlin noch bis 7. September zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Künstlerbuch im Verlag der Buchhandlung Walther König.