©Michaela Schabel
Über Bullaugen blickt man auf rote historische Murex-Öltanker, auf rotem Teppich geht man in den Hauptraum, an der Wand ein gigantischer, plakativ in Rot und Schwarz ein Ölriese auf 6 x 24 m maßstabsgetreu 1:10 gemalt, der…
fragwürdige „Held“ dieser Installation. Vis-a-vis schweben in wellenförmiger Folge elf kleine Schiffsmodelle in Hochglanzoptik. Ihre Namen wie „Dear Satan“, „Empty Palace“ oder „Last Innocence“ verraten die kontroversen Perspektiven, mit denen sich die Künstlerin Monira Al Qadiri in ihrer Installation „Hero“ auseinandersetzt. Sie präsentiert Öl als Symbol für Macht, Reichtum und Komfort, aber auch al Verursacher ökologischer Probleme und extrem ungleicher Lebensbedingungen.
Mit „Bulbous Bow“, einem dunkelrot gelackten Schiffsbug aus Fiberglas stehen zunächst technische Leistung und Gewinnstreben im Vordergrund. Durch die Wulstform konnten Schiffe den Wasserwiderstand verringern und die Seegängigkeit von Schiffen verbessern.
Mit den negativen Wirkungen der Ölausbeutung beschäftigt sich Monira Al Qadiri in ihrem Video „Oh Body of Mine“. Untermalt mit apokalyptischem Hintergrundsound macht sie mit weiten Einstellungen aus unterschiedlichsten Perspektiven die Verschrottung der Ölgiganten und die ökologischen Folgen bewusst. Einsam rosten die Tanker vor sich hin. Die Kamera aus der Vogelperspektive fokussiert auf leere Tanks, auf die Tristesse dieses gigantischen Schrottplatzes, in dem ein paar hellblaue Hütten ein Leben am Existenzminimum assoziieren lassen, kaum zu glauben, dass in den Abwrackwerken von Chittagong gefilmt wurde, der zweitgrößten Millionenstadt Bangladeschs. Eine sanfte Stimme aus dem Off formuliert die personifizierten Sehnsüchte eines Schiffes, das wieder wie einst auf See gehen möchte, statt im Schlafmodus im Exil zu verrotten. Über die Adaption von Arthur Rimbauds Gedicht „Das trunkene Schiff“ (1871), von einer sanften Stimme aus dem Off rezitiert, träumt ein ausrangierter Tanker von seinen einstigen Seefahrten. Er möchte wieder hinaus auf die See, ein unerwartet poetisches Ende, das final den Untergang einer vergangenen Glitzerwelt unterstreicht, was auf viele andere technische Höchstleistungen und deren negativen Folgen real übertragbar ist.
Monira Monira Al Qadiri (*1983 in Senegal) wuchs in Kuwait auf. Sie promovierte in Japan und lebt in Berlin. Ihre Arbeiten waren in bedeutenden internationalen Ausstellungen wie der Venedig-Biennale „The Milk of Dreams“ (2022) zu sehen. Wichtige Einzelausstellungen umfassen „Mutant Passages“ im Kunsthaus Bregenz (2023), „The Archaeology of Beasts“ im BOZAR in Brüssel (2024) sowie „Deep Fate“ im Museum of Contemporary Art Kiasma in Helsinki (2025).
Die Ausstellung „Held“ ist noch bis 17. August in der Berlinischen Galerie in der Alten Jakobstraße 124 – 128 zu sehen.