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Berlin – „Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften“ in der Alten Nationalgalerie 

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Berlin – „Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften“ in der Alten Nationalgalerie 

„Kreidefelsen auf Rügen, Detail“, Caspar David Friedrich,1818/1819©Kunst Museum Winterthur, Stiftung Oskar Reinhart, Foto: SIK-ISEA, Zürich (Philipp Hitz)

Das Wandern in der Natur war Caspar David Friedrichs große Leidenschaft. Von Greifswald, seinem Geburts- und Lebensort, und später von Dresden aus, seiner zweiten Heimat, entdeckte er die Schönheit der Küsten- und Berglandschaften, die er in harmonischen Perspektiven akribisch auf Papier zeichnete, aus denen er im Atelier seine großen Gemälde entwickelte.

Die Ausstellung wurde konzeptionell sehr schlüssig auf zwei Ebenen konzipiert. In der ersten Etage liegt der thematische Schwerpunkt auf der Wiederentdeckung des Künstlers zu Beginn des 20. Jahrhunderts, denn Mitte des 19. Jahrhunderts war Friedrich in Vergessenheit geraten. Erst durch die legendäre Jahrhundertausstellung 1906 rückte er durch 93 ausgestellte Bilder wieder ins Bewusstsein der Kunstszene. Tschudi, Direktor der Nationalgalerie, erkannte Friedrichs Innovationspotential, der im Gegensatz zu den festen Landschaftsformen der traditionellen Malerei den ständigen Wandel in der Natur durch Licht und Atmosphäre sichtbar machte. Dies wird exemplarisch an Friedrichs Bildpaaren deutlich, bei denen er Landschaften aus verschiedenen Perspektiven malte, um Veränderungen in der Natur zu zeigen. 

In der zweiten Etage erleben BesucherInnen den künstlerischen Werdegang Friedrichs. Seine Porträts stehen noch ganz in der klassischen Maltradition. Bereits in den Zeichnungen wird sein außerordentliches Talent deutlich, Natur überaus präzise, naturalistisch und atmosphärisch abzubilden. Die Motive der Zeichnungen sind die Basis für seine großen Gemälde, seine gigantischen Bergwelten, Fernsichten, Küsten- und Mondlandschaften, in denen mitunter Stilrichtungen auftauchen, die erst viel später zu Kunstepochen wurden.  Schnee- und Waldszenarien bestechen durch hyperrealistische Magie. Im Nebel wirken verwischte Strukturen abstrahierend modern. Die Menschen erscheinen klein angesichts der gewaltigen Natur. Harmonisch in sehnsuchtsvoller Haltung integriert betrachten sie im Sonnen- oder Mondlicht den romantischen Zauber der Landschaft. Schiffe glitzern im Wasser geheimnisvoll, wirken vor grauem Horizont wie surreale Vorboten düsterer Botschaften. „Das Eismeer“, Eisschollen ganz nah herangezoomt, ist in seiner abstrahierten Darstellungsweise weit seiner Zeit voraus. 

Ausstellung "Caspar David Friedrich" in der Alten Pinakothek Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Das Eismeer, Detail“, Caspar David Friedrich, 1823/24©Hamburger Kunsthalle, bpk, Foto: Elke Walford

Sehr interessant ist, dass auch einige von Friedrichs eigenen Kopien zu sehen sind, die er als Auftragsarbeiten anfertigte, sich aber durch veränderte Details deutlich unterscheiden lassen. Die neuesten Forschungsergebnisse zur Maltechnik des Künstlers präsentiert die Restaurierungsabteilung über eine Medienstation. 

Wie Friedrich in der zeitgenössischen Kunst weiter wirkt, zeigen final die zeitgenössischen Fotocollagen des japanischen Fotokünstlers Hiroyuki Masuyamas. In seinen hinterleuchteten Werken puzzelt er analog zu Friedrichs Gemälden digital  300 – 500 Fotografien zusammen und transponiert so dessen Motive „Wie Mondaufgang am Meer“ auf irritierende Weise in die zeitgenössische Naturbetrachtung.

„Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften“ ist in der Alten Nationalgalerie noch bis 4. August zu sehen.