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Bayern –  „von glasklar bis kirschernschwarz“ – eine Sonderausstellung im „Museum im fressenden Haus“

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Bayern –  „von glasklar bis kirschernschwarz“ – eine Sonderausstellung im „Museum im fressenden Haus“

©Michaela Schabel

Nein, in der Überschrift ist kein Tippfehler. Weil die Renovierung der Burgruine Weißenstein, einst ein Getreideturm, um 1100  auf dem Quarzriff des Pfahls erbaut, so viel Geld verschlang, wurde sie…

von seinem einstigen Besitzer Siegfried von Vegesack (1888-1974) „Fressendes Haus“ genannt. Der Name blieb. Die Stadt Regen hat den Turm inzwischen renoviert und seit 1984 in ein Vegesack-Museum verwandelt. In einer Etage finden während der Sommerzeit jeweils zwei Sonderausstellungen statt. 

Unter dem Motto „von glasklar bis kirschkernschwarz“ sind derzeit Bilder von Annemarie Pletl und Glasobjekte von Klaus Büchler und Hans Wudy zu sehen, wobei durch Material und Farbigkeit der Exponate der Ausstellungstitel in seiner poetischen Spannung spürbar wird.  

Inspiriert von ihrer Heimat im Bayerischen Wald malt Pletl alte Häuser, deren Mauerwerk sie im nächtlichen Umfeld aufleuchten lässt. Über abstrahierte „Traumhäuser“ erzählt sie von zurückgezogener Geborgenheit oder vom „über-brücken“ menschlicher Isolation. In der Serie „Landschaftliches“ spannt sie durch die Fusion von realistischer und abstrahierter Darstellung den Bogen vom Verdorren und Ergrünen. In den dunklen floralen Stillleben wird das Verwelken trotz aufleuchtendem Rot spürbar. Raffiniert offeriert Pletl großformatiges Bild „es ist angerichtet“ die Diskrepanz der Gefühle zwischen Einladung und latenter Arbeitsüberlastung. Aus der Distanz blickt man auf eine einladende Tafel der Gastgeberin, deren perspektivische Präsentation sich aus der Nähe betrachtet auflöst, sodass alle Speisen nach unten zu kippen scheinen. Die große Überraschung sind aber Pletls kleinformatige, überaus subtile Porträts nach Fotografien. Mit der Familie von Vegesack spannt sie thematisch den Bogen zur Historie des Hauses. Wie sie insbesondere Siegfried von Vegesack mit Öl auf Papier bringt, fasziniert. Im Sonnenlicht heben sich seine feinen Gesichtszüge leuchtend vom dunkelgrauen Hintergrund ab.Ganz verinnerlicht blickt der Dichter durch die Brille. Die Pfeife im Mund scheint er in Gedanken bei einem seiner Romane zu sein. 

Bei den Glasarbeiten stechen die dunklen Vasen und Schalen von Hans Wudy durch ihre farbästhetische Gestaltung ins Auge. Ausgebildet als Industriedesigner kreiert er in freier Ofenarbeit ausgesprochen schöne Glasunikate, die durch klassische Formen, abstrakte Farbakzente und haptische Wirkung zum Blickfang werden. 

Glasklar sind die Glassschliffobjekte von Klaus Büchler. Seine Präsentation wird durch drei „Beobachter“ in überspannender Dreiecksposition zum großen Narrativ, deutbar in Bezug auf die Ausstellung, aber auch global Fragestellungen denkbar, wobei besonders Facetten der Macht sichtbar werden. In „Aufstieg“ führt ein Treppensystem, das an Pyramiden erinnert, Richtung Machtspitze. Eine Glaskugel, die wegen des Schliffes nur partielle Einblicke gewährt, stellt das Weltengeschehen geheimnisvoll in Frage.  

Zu sehen ist die Ausstellung im Museum im „Fressenden Haus“ in der Burg Weißenstein/Regen noch bis 31. August.