die Afrikahalle©Michaela Schabel
Als „magischen Ort“ bezeichnete Markus Blume, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, das Anwesen Koenigs auf dem Ganslberg bei Landshut. Das ist er in der Tat. Der Vierseithof mit Wohnhaus, Stallung und Werkstatt, mit der Kugel-, Ross- und Afrikahalle rund um den Skulpturengarten mit wunderbaren Baumbestand ist…
ein einzigartiges Gesamtkunstwerk, dessen energetische Kraft man fühlen kann. Anlässlich von Fritz Koenigs 100. Geburtstagsjahr ist die Öffnung des Ganslbergs bis 27. Juli ein einmaliges Erlebnis und der Höhepunkt einer Reihe von interessanten Ausstellungen.
Auf dem Ganslhof zu verweilen inspiriert. Die linearen architektonischen Strukturen, die symmetrische Innenausstattung, die Blickachsen hinaus in die Natur, das Spiel zwischen Licht und Schatten zeigen einmal mehr Fritz Koenigs Begabung das Schöne und Wesentliche erlebbar zu machen. Jeden Baum hat er selbst gepflanzt. Sie wachsen zu sehen, „das ist es“, was zählt, bekennt er in einem Interview, seine Kunst ein Folgeprodukt in reduzierter Verdichtung des Essentiellen.
18 Großplastiken vor allem aus den Serien „Epitaph für Zwei“, „Paare“ und „Roßmensch“ gibt es auf dem Ganslberg zu entdecken und darüber hinaus die Film- und Interviewdokumente von Percy Adlon, Koenigs langjährigem Freund.
Der Rundgang beginnt in der Kugelhalle, außen schlicht wie eine große landwirtschaftliche Scheune, entstand hier Koenigs größtes Monumentalwerk die „Große Kugelkaryatide“. Über Infotafeln, vor allem durch zwei Filme auf großen Projektionen werden „Fritz Koenig und seine Welt“ (Dagmar Damek 1974) lebendig und der Bau und das Geschehen um „Fritz Koenigs Kugel“ (Percy Adlon 2001), die er 1972 für die Plaza vor dem World Trade Center in New York anfertigte und die den Terrorangriff von 2001 überstand. Wenn er im Film mit seinem Araberhengst Nuri über die Wiesen galoppiert, kapiert man, woher seine unwahrscheinliche Schaffenskraft bezog.
Jetzt sind die Stallungen seiner Araberzucht leer, doch über verschiedene Interview-Videos mit Persönlichkeiten aus München, Landshut und Koenigs nahen Menschen in den einzelnen Pferdeboxen gelingt ein sehr individuelles Puzzle über diesen „bildschönen Kerl“, der im fortgeschrittenem Alter regelmäßig mit der Äbtissin des Klosters Seligenthal plauderte und ihr künstlerische Arbeiten überließ. Seine Gesprächspartner überraschte Koenig immer wieder durch seine Ideen, noch mehr durch seine frappierende Art der Realisierung überraschte. Er war ein Meister im Verblüffen, in jeder Beziehung ein Ausnahmemensch.
In Koenigs Atelier kann man ihm beim Zeichnen der Pferde zusehen. Egal wo man sich auf diesem Anwesen befindet, man spürt die besondere Atmosphäre dieses Ortes, wo ein Blick auf die Weinreben entlang des Vierkanthofs eine reiche Ernte verspricht und die drei Königspfauen, zu Koenigs Zeiten waren es bis zu 50, ganz gelassen zwischen den Besuchern herumspazieren. Filmaufnahmen und Realität fusionieren. Das ist viel mehr als eine Gedenkstätte. Deshalb versucht man den Ganslberg als lebendigen Ort zu erhalten.
Architekt Markus Stenger, beauftragt für die denkmalpflegerische Instandsetzung des Ganslbergs, zeigt in einer kleinen Ausstellung was im „Kosmos Koenig“ möglich wurde und wäre. Ein Künstlerhaus soll es werden, sobald die finanzielle Basis gesichert ist. Das hätte Fritz Koenig vielleicht gefallen, denn „für die Kunst wünschte er sich ein Publikum, das nicht gleich wieder geht.“
Der „Kosmos Koenig“ am Ganslberg 24 ist noch bis 27. Juli jeweils freitags bis sonntags von 10 – 18 Uhr geöffnet, Weitere Informationen und Anfahrtsbeschreibung mit Parkplatzmöglichkeiten sind auf www.ganselberg.museum-landshut.de zu finden
Zu sehen ist parallel die Ausstellung „Lebensstationen“ im Koenigmuseum bis 31. Juli und Koenigs Stadthaus in der Neustadt 501.