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Bayern – Interessante Spielsaison im kleinen Theater Kammerspiele Landshut

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Bayern – Interessante Spielsaison im kleinen Theater  Kammerspiele Landshut

©Michaela Schabel

„Verweile Augenblick, du bist so schön“. Mit diesem Motto zeigt Intendant Sven Grunert Profil. In einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint,…

bietet die Stückauswahl, die er mit seinem Team zusammengestellt hat, einen Anker in der Vielfalt möglicher Lebensperspektiven durch den Fokus auf das Wesentliche in der menschlichen Existenz. Existentielle Fragestellungen und spezielle Problematiken leuchten in modernen Stücken und literarischen Klassikern auf, wobei selbst in der Klage analytisches und freigeistiges Denken Hoffnung gibt. Dabei ist der thematische und stilistische Rahmen sehr weit und konträr, sodass man sich auf eine interessante Spielzeit freuen darf, die durch die Best-of-Inszenierungen des Repertoires erweitert wird.

Ungewöhnlich ist der Spielbeginn mit einem bayerischen Science-Fiction-Kultfilm als Prolog. In „Xaver und sein außerirdischer Freund“ (04.10.) versucht Rupert Seidel als Dorftrottel Xaver seinem außerirdischen Freund Alois nach einer Bruchlandung bayerische Gepflogenheiten beizubringen. Nach dem Film reflektieren Hauptdarsteller Rupert Seidel und Sven Grunert über Kunst, Kommerz und Visionen, moderiert von Sven Hussock.

Dazu passt bestens der Bühnenstart mit „Die Zukunft war früher auch besser“ (10.10.), Karl Valentins tiefgründiges Plädoyer für die Bedeutung des ge- und erlebten Augenblicks. Rupert Seidel und Adriana Kocijan lassen Karl Valentins doppelsinnigen Humor und nostalgische Sentimentalität in der Gegenwart aufleuchten. Man darf gespannt sein, nicht minder auf „James Brown trug Lockenwickler“ (24.10.), Jasmina Rezas neuestes Erfolgsstück (2023). Wer bin ich?“ „Warum bin ich der, der ich bin?“ Witzig, surreal stellt Reza Fragen nach der persönlichen Identität, die sie nicht linear logisch, sondern als vielschichtiges Mosaik deklariert. 

In Klaus Chatteners Bühnenklassiker „Unser Dorf soll schöner werden“ offenbart Stefan Lehnen in der Rolle eines angesehenen Dorfbewohners, der wegen der Nazivergangenheit seines diskriminiert wird, wie äußere Umstände und innere Sichtweisen einen Menschen bestimmen (Januar 2026).

Dieser Gedanke wird weitergeführt in Noa Lazar-Keinans „Kurzschluss“ (März 2026). Hier bringt der Autismus des Kindes das karriereorientierte Leben der Eltern durcheinander. Was ist eigentlich „normal“?

Wie man trotz aller Widrigkeiten des Lebens berühmt werden kann, beweist „La Vie de Coco Chanel“ (Frühjahr 2026). Im Waisenhaus aufgewachsen, gelingt ihr eine Designer-Weltkarriere. Gespielt von Luisa Stroux darf man ein tiefsinniges und leidenschaftliches Frauenporträt erwarten. 

William Mastrosimones Text „Tagträumer“ gibt den Sehnsüchten nach menschlicher Wärme Raum. Eine Kellnerin träumt in ihrem Alltagstrott von einem besseren Leben. Truckfahrer Cliff sucht nach Geborgenheit. Es ist ein Spiel zwischen Nähe und Distanz. Hoffnung und Skepsis, mit poetischen Momenten dazwischen. 

Auch „Anne Frank“ hofft. Versteckt, um von den Nationalsozialisten nicht in Lager verschleppt zu werden, gibt ihr der Blick aus dem Fenster in den Himmel immer Kraft und Lebensmut. Regisseurin Odile Simon hat „Das Tagebuch der Anne Frank“ dramatisiert und hofft damit junge Menschen für eine vergangene Epoche zu interessieren, damit sie die Problematik des gegenwärtigen Rechtsradikalismus und Antisemitismus besser verstehen. 

Antoine de Saint-Exupérys Parabel „Der kleine Prinz“ mit seinen ikonischen Sätzen bildet den poetischen Abschluss der Spielsaison 2025/16.