Budapest ist nicht umsonst die neue Trendstadt Europas. Die Stadt fasziniert zwischen Belle Epoche und Partymeile Obwohl Ungarn ein kleines Land ist, trumpft es mit einer mächtigen Kulturhauptstadt auf. Von der kleinen Brückenstadt verwandelte sich Budapest im Laufe seiner 1000-jährigen wechselvollen Geschichte in eine Metropole mit 1, 8 Millionen Einwohnern. Von den Osmanen besiegt, unter der k. und k. Herrschaft erblüht, dem Kommunismus unterdrückt, entwickelt sich Budapest seit der Wende zum Donaujuwel im Schnittpunkt zwischen Ost und West.
Welcher Blick ist der schönste?
Als Traum im Jugendstil, der Belle Epoche mit 8 UNESCO-Welterbestätten, Hunderten von Kirchen, zahlreichen Musikfestivals und der zweiältesten U-Bahn Europas präsentiert sich Budapest als kompakte Metropole mit Profil.
©Michaela Schabel
Ob von Buda nach Pest oder von Pest nach Buda, beide Ansichten sind phantastisch, am Tag, noch mehr Lichtermeer in der Nacht. Von Buda mit der wuchtigen Burganlage, der Matthias-Kirche, in der Sissi mit Joseph I getraut wurde, blickt man direkt auf das Parlamentsgebäude, einen Hügel donauabwärts, zu Füßen Budapests Freiheitsstatue auf dem Gellért-Hügel, 143 m hoch, weitet sich der Blick auf die Donau auch nach Osten und in den Himmel zu den künsterlichen Trophäen der Macht.
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Mit seiner Vielzahl von Jugendstilpalästen, insbesondere am Donauufer, Prachtalleen und Parks entwickelte sich Budapest zum „Paris des Ostens“. Neun Brücken verbinden Buda und Pest, Berg- und Flachland mit der Donauinsel dazwischen, die im Gegensatz zu Wien nicht künstlich aufgeschüttet ist, sondern schon Altsiedelland der Römer war.
Die großartige Stadtarchitektur vermittelt immer noch das Flair der k. und k. Monarchie, der Donau entlang, wo sich Budapests Repräsentationsbauten reihen, wesentlich wuchtiger als Wien. Die sanierten und noch zu sanierenden Gebäude sind gigantisch. Jugendstil vom Feinsten trifft auf Klassizismus, Romantik auf Gotik.
Der Donaukorso als Partymeile
Die nächtliche Kettenbrücke mit Blick auf die Burg oder das 268 lange Parlamentsgebäude ist immer noch das beliebteste Fotomotiv. An lauen Sommerabenden verwandelt sich das Leben am Donaukorso zwischen Kettenbrücke und Szabadsag-Brücke Freiheitsbrücke) zu Europas größter Partymeile. Die Szabadsag-Brücke bevölkert sich schon nachmittags, weil sie wegen Reparaturarbeiten für den Verkehr gesperrt ist. Gegen Abend verwandelt sich die grün erodierte Jugendbrücke zum Feierabend- und Yoga-Mekka. Familien und junge Leute treffen sich, picknicken, chillen bis spät in die Nacht. An den Promenaden und auf den Schiffen im Bereich der Kettenbrücke reihen sich Lokale – ein Lichtermeer durchbrochen von den aufheulenden Sirenen des Rettungsdienstes, die den Alltag Budapests Tag und Nacht durchdringen als wäre Amokalarm.
Hotels als Stiljuwelen
Während Luxushotels wie das Mariott und Intercontinental die historische LInie als moderne Monolithen durchbrechen, fügt sich das ursprüngliche Versicherungsinstitut als „Gresham Four Seasons“ unauffällig ein und entpuppt sich im Innern als Jugendstiljuwel der Exklusivklasse.
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Das legendäre New Yorker Café übertrumpft selbst die besten Wiener Kaffeehäuser an funkelnder Pracht und räumlicher Weitläufigkeit. Im selben Gebäude-Komplex, ein Baudenkmal des Eklektizismus, überrascht das New York Palace Boscolo durch edelstes italienisches Design. Die Hotellobbpy präsentiert in Creme und Gold feinstes Interieur und lässt freie Sicht auf die Belle Epoche des New Yorker Cafés.
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Das einstige Nobelhotel „Gellért“ wirkt antiquiert, verharrt immer noch in sozialistischem Bonzenstil.
Architektur der Macht
Bestens restauriert sind inzwischen die großen Kulturbauten Budapests. Das Parlament mit seinen unzähligen Türmchen dominiert die linke Donauseite wie ein majestätisches Märchenschloss. Was innen glänzt, ist tatsächlich alles Gold. Das gilt auch für die Budapester Oper, die, von Kaiser Franz Joseph I finanziell unterstützt, nicht größer als die Wiener Oper sein durfte. Die Kaiserloge, für Kaiserin Sissy und ihrem Gemahl mit einer eigenen Zugangstreppe erbaut, wird auch heute nur für ganz besondere Ehrengäste benutzt. Von der einstigen religiösen Macht geben die Sankt Stephan Basilika in Pest und Matthiaskirche in Buda einen Eindruck. Große Synagoge Budapests, die größte der Welt, gibt sich bescheiden klein, überrascht durch ein Lichtermeer, das den angenehme Atmosphäre durch die vielen Holztäfelungen noch intensiviert.
Ein Boulevard wie überall
Während sich Buda als ehemaliges Handwerkerviertel um die Burganlage vollsaniert als beschaulicher Touristenmagnet etabliert hat, pulsiert in Pest das Großstadtleben. Hauptachse ist die Andrássy-Straße, als „Broadway Budapests“ in den Werbebroschüren Budapests hochgepuscht. Quer durch das Pester Stadtzentrum bis zum Stadtwäldchen mit Zoo und Sezcheny-Volksbad, ist der Boulevard bis zur Budapester Oper eine mehr oder wenige beliebige hochpreisige Shoppingzone in alten Gründerhäusern. Es fehlt das Flair der Boulevardcafés. Zu stark, zu schnell pulsierender Verkehr verhindert lässiges Wohlgefühl. Die anschließenden Botschaften wirken teilweise noch unsaniert wenig attraktiv. Als kreisförmiges Ensemble in neoantiker Optik überrascht am Ende der Heldenplatz mit einem Dutzend Standbildern der wichtigsten Herrschern Ungarns, flankiert vom Museum der Bildenden Kunst und der Kunsthalle.
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Badefreuden ohne Ende
Mit sieben Heilbädern und 6 Strandbädern bietet Budapest jede Menge Kurerholung und Badespaß. Das Jugendstil St. Gellért auf der Budaseite ist das Berühmteste. 1918 erbaut kam 1927 die Wellenmaschine dazu, die immer noch funktioniert. Es gibt kaum eine Heilanwendung, die hier nicht gibt, von der der Tuffsteinmassage bis zum Kleopatrabad. Das Sezcheny-Bad, idyllisch im Stadtwäldchen gelegen, ist schon morgens überfüllt.
Der Charme dieser viel gepriesenen Jugendstilanlagen verliert sich in den Umkleidekabinen und beim Service, der noch viele sozialistische Züge trägt.
Zwischen Gentrifizierung und Ruinenpartys
Ähnlich wie in Berlin wird an allen Ecken und Enden saniert. Straßenzüge wandeln sich. Die globalen Marken halten Einzug. Aldi hat sich bereits im Untergeschosse der renommierten Budapester Markthalle einquartiert. Warenhausketten, darunter auch C & A, DM, bestimmen das Westend-City-Einkaufscenter mitten in der Pester Altstadt, das sich zwischen zwei Straßen über sechs Gründerhäuser erstreckt. Doch das Stadtbild bestimmen abgesehen von den touristischen Attraktionen die Ungarn selbst.
Die Armut wird spürbar in den unsanierten Häusern, in den Hinterhöfen, die vom Hausmeister abends pünktlich abgeschlossen werden. Weil die Mieten zu teuer wurden, etablierten junge Budapester in Ruinenhäusern ihre Kneipen.
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Gefeiert wird bis morgens um 6 Uhr, dazwischen Filme und Ausstellungen, teilweise über mehrere Stockwerke, inklusive Übernachtungsmöglichkeiten. Die Ruinenpartys sind inzwischen internationaler Trend. Budapest ist immer mehr im Kommen.
Michaela Schabel