Comoedia Mundi ©ralphbrugger.de
Fabian Schwarz kürzt den Originalroman „Alexis Sorbas“ von Niko Kazantzakis auf die Haupthandlung der beiden Freunde und die beiden Frauenfiguren ein, spielt selbst den Schriftsteller Basil, der weg von den Büchern ein neues Leben aufbauen will. Am Hafen lernt er den lebenserfahrenen, fröhlich robusten Alexis Sorbas kennen und stellt ihn als Vorarbeiter ein. Eine Paraderolle für Loes Snijders schauspielerisches Talent. Unter ihrer Regie gelingt eine spritzig witzige, gleichzeitig tiefgründige Szenencollage, die holzschnittartig um die grundsätzlichen Lebensfragen kreist. Es ist nicht entscheidend, woher ein Mensch kommt, sondern ob er gut oder böse ist. Beide, so unterschiedlich sie sind, Basil introvertiert, Sorbas ein spontaner Spring-ins-Feld, haben das Herz auf dem rechten Fleck.
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Ohne großes Bühnenbild rückt das Spiel an sich in den Mittelpunkt. Pantomimisch gewinnen die Szenen an Dynamik. Ein langer Stock in den Händen wie eine Reling wird die Seereise als Schaukelpartie lebendig, Sorbas sichtlich seekrank, Basil trotz Wellengang aufrecht optimistisch in die Zukunft blickend. Das Verhältnis dreht sich, als Basil immer mehr von Sorbas Lebensfröhlichkeit angesteckt wird, Wein besser als Salbeitee schmeckt. Während Sorbas sich mit der abgetakelten französischen Kurtisane Hortense amüsiert, beginnt Basil für die junge Witwe zu entflammen. Eine Orange genügt. Als Liebespfand auf der Steinmauer signalisiert sie sein Begehren. Ein paar Tanzschritte mit der Witwe (Loes Snijders) werden zum puren Liebesglück.
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Warmherzig parodistisch gelingen die Szenen mit Madame Hortense, abwechselnd von Loes Snijders und Fabian Schwarz gespielt, aber in verblüffender Ähnlichkeit in Optik und Stimmlage. Bei aller Lächerlichkeit dieser Frau, die oberflächlichen Glanz mit Liebe verwechselt, wird sie trotz karikierender Momente bis in den Tod respektvoll gezeichnet.
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All das funktioniert gerade in der schlichten Atmosphäre des Theaterzelts, wo Regen und Gewitter, Nebelhorn und musikalische Improvisationen, das Herumreisen als Suche nach dem richtigen Leben eine ganz besondere Authentizität erhalten.
Letztendlich leben Fabian Schwarz und Loes Snijders nach dem Modell „Alexis Sorbas“. Sie glauben an sich, an ihre Art Theater zu machen als „Comoedia Mundi“ unterfüttert von optimistischer Lebensphilosophie ganz nach Alexis Sorbas. „Wir sind da, Ideen zu entwickeln und nicht wegen der Kohle“.
©Michaela Schabel
Man wünscht diesem deutschlandweit einmaligen Theaterprojekt die Anerkennung, die es verdient, wie bei der Landshuter Premiere von „Alexis Sorbas“ viele Zuschauer und die finanzielle Unterstützung, die es braucht, um überleben zu können.
©Michaela Schabel
Außer „Alexis Sorbas“ stehen während des 3-wöchigen Aufenthalts noch „Ein Weillchen verweilen, eine Hommage an Kurt Weill“ mit Loes Snijders und die Kinderstücke „Janko – ein musikalisches Märchen“ und „Frau Sonntags Woche“ auf dem Programm.
Nach dem „Tangentenfestival am Main“ in Frankfurt, den Gastspiel-Wochen in Nürnberg und Landshut endet die Tournee 2021 mit dem Literarischen Adventskalender in Ansbach.