©Michaela Schabel
Vorbildlich hält das Schauspielteam unter der Regie von Florian von Hoermann die Hygieneregeln ein. Mit Visier wird gespielt und der Clou ist, es stört überhaupt nicht, eine Requisite die bestens in Florian von Hoermanns Regiekonzept passt. Er peppt Molières inzwischen schon recht altbackene Komödie als überzogene Commedia dell´Arte originell auf, hält die Figuren auf Distanz mit einer lustigen Stange, die zuweilen kernige Hau-den-Lukas-Funktion übernimmt, lässt die Schauspieler entweder auf einem alten thronartigen Sessel oder auf einem silberglänzenden Cat-Walk posieren, der die Bühne teilt und erzielt damit trotz Corona-Regeln ein quirliges Durcheinander (Bühne: Günther Brendel).
Das Team spielt sich schnell in die Herzen der Zuschauer, agiert clownesk geschminkt (Maske Sabine Tanriyiöver), in witzigen knallbunten Kostümen (Theresia Breiteneicher), eine Mischung aus historischen Zitaten und modischen Label- und Klischeeironismen, als Crew fröhlich typisierter Stehaufmännchen, die in den gespiegelten Flächen oder im Fenster, das immer wieder als Bilderrahmen fungiert, als Shot-up bestens zur Wirkung kommen.
Peter Papakostidis verwandelt die Titelfigur des Geizigen in einen lüsternen Tattergreis, der nur in Geldscheinen denkt, geplagt von der Sorge, wie er sein Vermögen sichern und vermehren kann. Seine beiden erwachsenen Kinder dagegen sind ganz auf die Liebe fixiert, nicht minder stur als der Vater. Elisabeth Küchle überrascht im rosa Tutu durch charmante Grandezza im XXL-Format, Artur Hieb als Bonvivant. Beide knicksen pliémäßig um die Wette, signalisieren Gehorsam und tun doch, was sie wollen. Unterstützt von den beiden Dienern, Johannes Schön und Robert Erby gelingt die Revolte mit so manchem unerwarteten Gag. Carmen Jahrstorfer in mehreren Rollen setzt als intrigante Heiratsvermittlerin erotisch parodistische Akzente.
Das typisierte Spiel unterstreicht der ebenso extrem rustikale Musikmix (Neil Vaggers) gegen Ende immer öfter mit dissonanten Absturz adäquat zur szenischen Schieflage. Das Desaster für den Geizigen könnte nicht größer sein. Sein Vermögen scheint sich symbolisch in weiße Luftballons zu verwandeln. Oder doch nicht?
In lauer Sommeratmosphäre bringt das Kulturmobil auf jeden Fall mit Molières „Der Geizige“ Theaterflair vor Ort zurück, eine wunderbare Abwechslung zur digitalen Reduzierung der letzten Monate.
Im Vorfeld verzaubern die „Märchen vom Theater Maskara“ mit drei Ein-Mann-Stücken Jung und Alt.
Der Tourneeplan ist auf der Webseite des Kulturmobils einzusehen.