©Knaur Verlag, 2025
Nicht nur in der Mode dreht sich alles um Farbe. Welche Farbe zu was passt, ist…
in vielen Lebensbereichen überaus wichtig. Farben sind kein modisches Beiwerk, sondern Ausdruck der Persönlichkeit. Sie spiegeln Sehnsüchte, warnen, verändern, manipulieren und sind damit ein wichtiges Kommunikationsmittel im sozialen Gefüge und in der ökonomischen Vermarktung.
Axel Buether, promovierter Wissenschaftler und Farbexperte, konnte durch seine langjährigen Forschungen, bei denen er Farbkreise der Alltagskleidung mit den Big-Five-Persönlichtests kombinierte, den kausalen Zusammenhang herausarbeiten. Dabei stellte sich heraus, dass nicht die Grundfarben bedeutsam sind, sondern die vielfältigen Farbnuancen. Lieblingsfarben spiegeln in der Regel nur Wunschprojektionen. „Die Farben, die wir täglich nutzen, sind das wahre visuelle Tagebuch unserer Persönlichkeit.“ Damit meint Buether die Farben der Alltagskleidung. Sie verdeutlichen individuelle Persönlichkeitsmotive zwischen Extro- und Introversion, Offen- und Verschlossenheit, Verträglichkeit und Unverträglichkeit, Spontaneität und Gewissenhaftigkeit, Resilienz und Neurotizismus.
Diese Quintessenz seines Buches bereichert Buether durch das Konzept „Farben der Seele“, die harmonische Schwingungen erzeugen können, immer wieder Diskrepanzen zwischen Eigen- und Fremdbild beinhalten, mitunter euphorisieren und oft von Trends und sozialen Codes beeinflusst werden.
Exemplarisch zeigt Buether auf, wie Alter und Geschlecht das Farbempfinden verändern und was die Farbmilieus aussagen. Dabei unterscheidet er bewahrende, progressive, rationale, genussorientierte und naturverbundene Farbmilieus, deren Nuancen die Basis für seine Persönlichkeitsanalyse und seine Interpretation von regionalen „Farbheimaten“ in anderen Kulturkreisen bilden.
Wie Farbe unsere Kultur prägt, belegt Buether durch Beispiele aus der Literatur, dem Film, dem Theater und an der suggestiven Markenidentität von Apple, Ikea und Coca-Cola. In der Malerei spannt Buether den Bogen von Caravaggio bis Rothko. Durch fotografische Gegenüberstellung vom atmosphärischen Venedig und der grauen Plattenbauarchitektur Charkiws vor dem Krieg dokumentiert er, wie Farben räumliche Identität und Lebensgefühle vermitteln.
Sehr flüssig und einfach formuliert liest sich „Das große Buch der Farbpsychologie“ sehr schnell. Allerdings sind viele Aspekte über Mode, Wohnen, Lifestyle schon bekannt und selbstverständlich. Der erstmals veröffentlichte evidenzbasierte Selbsttest zu Farbe und Persönlichkeit mag eine durchaus interessante Anregung sein, bleibt aber nach wissenschaftlichen Kriterien zu intransparent. Als „Standardwerk“ vermarktet empfiehlt sich „Das große Buch der Farbpsychologie“ als populäre Lektüre für Leser, die ohne spezielle Vorkenntnisse die Wirkung von Farben verstehen und im privaten Bereich nutzen wollen.
Prof. Dr. Axel Buether, 1967 geboren, studierte Architektur und promovierte im Grenzbereich von Neuropsychologie und Umweltgestaltung. 2006 wurde er Vorsitzender des Deutschen Farbenzentrum e.V. – Zentralinstitut für Farbe in Wissenschaft und Gestaltung, von 2006 bis 2012 lehrte er an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Seit 2012 ist Buether Professor für Didaktik der Visuellen Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal.
Axel Buether: Das große Buch der Farbpsychologie, Droemer Knaur Verlag, München 2025, 333 S.













