©Michaela Schabe
Passt eine gigantische Spielkarten-Installation in eine, wenn auch säkularisierte Kirche? Was konträr erscheint, findet…
über den Aspekt des Glaubens und die damit verbundene Hoffnung auf Erfolg und Glück durchaus einen gemeinsamen Nenner.
Johanna Dumet liebt das Spiel mit den Karten. Seit 2010 sammelt sie Spielkarten, die sie an unterschiedlichen Orten auf der Straße findet. Diese vom Zufall, Wetter und der Zeit geprägten Karten inspirierten sie zu großformatigen Arbeiten.
Zum ersten Mal präsentiert Dumet eine Großinstallation kombiniert mit 22 Ölgemälden und Außenskulpturen aus Aluminium, wobei witzig verspielt verschobene Narrative über menschliche Beziehungen und Sehnsüchte entstehen.
Vor der Kirche prangt nicht der Herz-König am Turm, sondern Pik-Dame, während er leicht zerknittert auf dem Vordach über dem Eingang wacht. In der Kirche überrascht ein gigantisches, fast fünf Meter hohes Kartenhaus aus 15 bemalten Aluminiumplatten je 170×100 cm. Die Spitze bilden auf gleicher Augenhöhe der König und der Narr, was die gewohnte Ständehierarchie auf den Kopf stellt. Doch im Tarot steht der Narr für Freiheit, Spiel und schöpferisches Potential, wodurch die Kreativität auf Augenhöhe der Macht rangiert, aber durch den Titel „King for a Day, Fool for a Livetime“ („König für einen Tag, Narr für ein Leben“ noch eine viel größere Bedeutung gewinnt.
Das Motiv des Narren entwickelt Dumet anhand der 22 großen Arkanas des Tarot künstlerisch weiter. 205×105 cm groß, an den Ecken abgerundet steht jedes Bild für eine Lebensphase, die der Narr auf seiner Weltenreise durchleben muss und weit über die persönlichen Erfahrungen Duments hinaus eine archetypische Situationen visualisiert, an die der Betrachter andocken kann. Das ist konzeptionell durchaus interessant, überzeugt aber wenig in malerischer Hinsicht und ist insgesamt betrachtet mehr plakativ als tiefgründig.
Johanna Dumet (*1991 in Guéret, Zentralfrankreich) zeigte schon in jungen Jahren ihr Interesse an der Malerei. Sie lebt in Berlin und malt traditionell und sehr farbenfroh, vorwiegend figurativ, Stillleben, Alltagssituationen und Symbole des Hedonismus. Durch die Miteinbeziehung von Modelabels und der damit bedingten Nähe zu Influencern wird sie in der Kunstszene durchaus kontrovers wahrgenommen. Dumet lebt und arbeitet in Berlin.
„King for a Day, Fool for a Lifetime“ ist in der König Galerie Berlin noch bis zum 9. November zu sehen.