"Kultur macht glücklich"


Bayern – „5 Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ im Münchner Museum Brandhorst

Veröffentlicht am:

von

Bayern – „5 Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ im Münchner Museum Brandhorst

„Untitled“ Cy Thombly ©Collection Cy Thombly, Foto:Michaela Schabel

Man kennt jeden einzelnen Künstler, doch sie in einer Ausstellung unter dem Aspekt der Freundschaft zu erleben,…

ist ein Novum. Das Museum Brandhorst rückt damit Cy Twomblys Schaffen, das einen zentralen Sammlungsschwerpunkt darstellt, in ein neues Licht. Die Ausstellung erzählt chronologisch die Geschichte der „5 Freunde“, die ihre besonderen Talente einbrachten und sich gegenseitig künstlerisch inspirierten, Cy Twombly (1928-2011) Jasper Johns (*1930) und Robert Rauschenberg (1925–2008) malerisch, John Cage (1912–1992) mit Geräuschen und absoluter Stille, Merce Cunningham (1919–2009) durch seinen expressiven Tanzstil entwickelt aus der Spontaneität alltäglicher skurril übertriebener Situationen.

Mit über hundertfünfzig Kunstwerken, Partituren, Bühnenrequisiten, Kostümen, Fotografien, Videos und Archivalien gibt die Ausstellung einen fundierten Einblick in die Entstehungsgeschichte vieler Werke und ihrer künstlerischen Weiterentwicklung, stark beeinflusst von zeitgenössischen Begebenheiten und den persönlichen Beziehungen.

Über Informationstafeln und Kunstwerke kann der Besucher die Entwicklung der Künstlergruppe sehr gut nachvollziehen. Cage und Cunningham hatten schon in den frühen 1940er-Jahren eine Liebesbeziehung. Rauschenberg und Twombly lernten sich 1951 in New York kennen. Im Sommer besuchten sie gemeinsam das legendäre Black Mountain College in North Carolina, wo Cunningham und Cage unterrichteten. Aus Bekanntschaft wurde schnell Freundschaft und Liebe. Cage verfasste Texte über die Künstler, sammelte ihre Werke und seine Theorien flossen wiederum in deren Arbeiten ein. 

Nach einer gemeinsamen Reise durch Europa und Nordafrika 1952/53 teilten sich Twombly und Rauschenberg ein Atelier in der New Yorker Fulton Street. Hier entwickelten sie ihre jeweilige Formensprache, Rauschenberg durch seine Combine Paintings und Twombly durch seine graffitiähnlichen „Kritzeleien“. Kurz darauf, 1954, kam Jasper Johns in den Freundeskreis. Bis 1961 arbeiteten Rauschenberg und Johns Seite an Seite und etablierten, was später als „Painting as Object“ kanonisiert wurde.

Verweise auf andere queere Künstler wie Frank O’Hara, Hart Crane oder die antike Dichterin Sappho, verstärken den Eindruck, die derzeit wieder sehr brisante Gender-Thematik in den Mittelpunkt zu rücken und bringen gleichzeitig McCarthys restriktive US-Politik in Erinnerung. Die Künstlergruppe reagierte über ihre Kunst. Rauschenberg diskreditierte die amerikanischen Machtsymbole, Johns fokussierte ganz speziell auf die kritische Appropriation der amerikanischen Flagge und diverser Zielscheiben. Cage beschäftigte sich mit anarchistischen Theorien und medientheoretischen Konzepten wie dem „Global Village“. Twombly thematisierte politisch historische Ereignisse, beispielsweise die Ermordung von John F. Kennedy oder die Kuba-Krise. 

Ein wichtiges Thema wurde die Raumfahrt. 1968 schuf Twombly das Gemälde „Orion III“ nach der Planzeichnung eines neuartigen, mit Nuklearenergie angetriebenen Raketensystems. Rauschenbergs „Stoned Moon Book“ von 1970 entstand als Auftragswerk der NASA. 

Viele Werke, viele Texte, die Ausstellung ist meinungsbildend, Begeisterung löst sie jedoch nicht aus. 

„5 Freunde“ ist im Münchner Museum Brandhorst noch bis zum 17. August 2025 zu sehen.