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Christian Petzold – „Miroirs Nr. 3“- ein schlichter Film mit psychologischem Tiefgang

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Christian Petzold – „Miroirs Nr. 3“- ein schlichter Film mit psychologischem Tiefgang

©Pfiffi Medien

Laura, eine junge Frau, wirkt bedrückt. Trotzdem fährt sie mit ihrem Freund und einem bekannten Paar im schicken Cabrio weg. Durch eine kleine Unaufmerksamkeit überschlägt sich der Wagen. Laura überlebt und…

kann bei Betty, die den Unfall von ihrem Haus aus beobachtet und gemeldet hat, unterkommen. Auch Betty wirkt seltsam bedrückt. Wie das reparaturbedürftige Haus scheinen im Leben der beiden Frauen einige Wunden noch nicht verheilt zu sein. 

Sehr subtil entwickelt Christian Petzold in seinem neuen Film „Miroirs Nr. 3“ ein subtiles Porträt der beiden Frauen, das sich ganz langsam enthüllt. In seinen für ihn typisch langen und wortkargen Einstellungen entwickelt sich die Geschichte über die Blicke, die dem Zuschauer Raum für eigene Überlegungen geben. Als Betty ihren Mann Richard und erwachsenen Sohn Max zum Essen einlädt, wird die Situation noch rätselhafter und das Haus noch stärker zur Metapher für menschliche Beziehungen. Der tropfende Wasserhahn, die Spülmaschine, das Fahrrad werden repariert. An der Oberfläche scheint alles besser zu werden, doch im Untergrund brodelt es.

Der Film stellt einmal mehr das schauspielerische Können Paula Beers in den Mittelpunkt, dieses Mal flankiert von der mütterlichen Aura Barbara Auers. Beide Frauen entwickeln eine ungeheure Empathie füreinander, fühlen die seelischen Nöte gegenseitig, wirken wie Spiegelbilder. Ihr entspanntes Verhältnis überträgt sich auf die beiden Männer, deren schroffe, kantige Art Matthias Brandt (Vater) und Enno Trebs (Sohn) sich mit jedem Treffen reduziert. Doch Petzold durchkreuzt den sich anbahnenden idyllischen Spätsommertraum. 

Die Spülmaschine explodiert und kurz darauf explodiert Richard. Ein Satz enthüllt das Drama der Familie. Laura verlässt das Haus. Ein Bruch für immer? Das Ende bleibt offen, durchaus mit positiven Perspektiven im Kopf der Zuschauer. „Why don’t believe the unbelieveable?“, ein Song, den Laura gern mag.

Bei ihrer Abschlussprüfung spielt Laura den 3. Satz „Une barque sur l’océan“ aus Ravels Klavierzyklus „Miroirs“. Wie in einem Boot auf dem Meer sind die Menschen gefangen und aufeinander angewiesen das visionierte Ziel zu erreichen, ist die Botschaft.

„Miroirs Nr. 3“ ist ein leiser, poetischer Film ganz in der Tradition der petzoldschen Filmdramaturgie, dieses Mal, von winzigen Anspielungen abgesehen, ohne gesellschaftliche Bezüge als individuell-psychologisches Kammerspiel, doch wie immer offeriert sich in Petzolds Schlichtheit eine mitmenschliche Tiefgründigkeit. 

Bei der Premiere am 17. Mai in der„Director’s Fortnight“ beim Festival de Cannes und beim Münchner Filmfestival im Juni wurde „Miroirs Nr. 3“ beim Publikum begeistert aufgenommen. 

„MIrrors Nr. 3“ ist ab 18. September in den deutschen Kinos zu sehen.