©Dietmar Klinger Verlag Passau, 2025
„Haller und Bachinger“, lakonisch und markant wie der Titel ist die Ausstellung. Zum 70. Geburtstag und 10. Todestag Max Hallers…
erinnert Jörg Bachinger an seinen Bildhauerfreund. In der luftig hellen Atmosphäre des Stadtmuseums kommen die Arbeiten bestens zur Wirkung. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt aus dem Schaffen der beiden Bildhauer, gleichzeitig werden die Schnittmengen deutlich, zumal sich beide sehr intensiv mit Fragen der Komposition, des Materials und den Arbeiten des anderen auseinandersetzen. Zwei Fotografien im Ausstellungskatalog werden in diesem Kontext zu charismatischen Chiffren. Das eine zeigt beide bei der Aufstellung einer Skulptur im Stadtpark, das andere, wie beide fröhlich in dieselbe Richtung blicken. Haller in Holz, Stein, Marmor, Stahl, Kupfer, Gewebe oder Styropor, Bachinger vorwiegend in Stahl entstehen trotz ähnlicher Denkansätze ganz unterschiedliche Skulpturen und Haptiken.
Mit „Sich finden und befeuern“ findet Stefan Rammer eine sehr gelungene Formulierung für die beiden Bildhauer, deren Arbeiten gerade im Miteinander den Blick auf die Vielseitigkeit der Möglichkeiten weitet, wodurch beeindruckende Schwingungen zwischen Leichtigkeit und Schwere entstehen, was sich bereits im ersten Ausstellungssaal durch Hallers ausbalancierte „Boje“ und Bachingers geerdeten Stahlquader leitmotivisch aufbaut und in immer neuen Variationen und Perspektiven zum faszinierenden und fühlbaren Erlebnis wird. Durch Hallers Tusch- und Kugelskizzen auf Papier, noch mehr durch Bachingers Holzschnitte auf Bütten spürt man die intensive Auseinandersetzung mit Form und Material, denn „Das Material kann nur ehrlich. Es schenkt mir Form – wenn ich mit ihm freundschaftlich, partnerschaftlich umgehe“, so Bachinger. Die Haptik der Formen zieht gerade durch die räumliche Leere dazwischen in ihren Bann und entwickelt mitunter starke Narrative, wenn beispielsweise Hallers „Kauernde“ in Kalkstein in der diagonalen Blickachse zu Bachingers „Doppelschwelle“ aus Eichen- und Buchenholz zum Sinnbild von Mensch und Natur avanciert.
Während Haller mit ganz unterschiedlichen Motiven und Materialien experimentiert, entwickelt Bachinger eine ganz spezifische, völlig abstrahierte, ästhetisch ausgewogene Formensprache in Stahl, die auch in kleinen Formaten zu Reflexionen über die feinen Unterschiede provoziert. Die massive Wirkung des Materials durchbricht Bachinger durch subtile Lichtschlitze. Wuchtige Quader gewinnen durch bogenförmige Elemente eine überraschende Leichtigkeit, andere verwandelt er durch Einschnitte und Durchsichten in Raumgebilde. In seinen Holzschnitten erzielt er durch die Eigenschaften des Materials filigrane Raumstrukturen mit 3-dimensionalen Effekten.
Haller arbeitet narrativer und installativer. Über Bojen forscht er nach Bewegung und Balance. Stahl geschweißt hält auch in Schräglage die Balance. Sechs aneinandergereihte helle Eschenstelen mit verkohlten Mützen darüber oder geflammtes Holz kombiniert mit Kunststoff signalisieren den Ausverkauf der Natur.
Mit fast 100 Objekten und ebenso vielen Zeichnungen gibt die Ausstellung einen umfassenden Eindruck der beiden Bildhauer. „Haller und Bachinger“ ist noch bis zum 1. Juni zu sehen und über den exzellenten Ausstellungskatalog mit sehr interessanten Perspektiven auf die Arbeiten immer wieder in Erinnerung zu rufen.