"Kultur macht glücklich"


Landshut – Éric Assous’ „Ein Satz zuviel“ ein amüsantes Stück über Seitensprünge im Landestheater Niederbayern

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Landshut – Éric Assous’ „Ein Satz zuviel“ ein amüsantes Stück über Seitensprünge im Landestheater Niederbayern

©Landestheater Niederbayern, Foto: Peter Litvai

Sonnenenlicht, ein Raum voller Bücher, voller Geschichten, eine Geschichte wird gespielt. Harmlos beginnt Éric Assous „Ein Satz zuviel!“ in…

bürgerlicher Idylle. Das junge Paar, Manon und Lucas, will nach Capri, seine Eltern Gaspard und Clemence passen auf das Baby auf. Doch die Abschiedsszene gerät außer Kontrolle, weil Manon zu ihrem Liebhaber fliegt, um ihre Gefühle zu testen und Ehemann Lucas gesteht, dass er auch schon einmal fremd gegangen sei und das verstehe. Schwiegervater Gaspard hyperventiliert, seine Frau Clemence bleibt gelassen. Doch mit einem Satz zuviel bringt sie die Treue aus der Großelternebene ins Wanken. Ein Wort gibt das andere. Die Situation explodiert. Seitensprünge eröffnen ganz neue Vaterschaften und immer extremere Verwicklungen. Ausgesprochen rasant und amüsant spitzt Assou (1956-2020), einer der profiliertesten Theaterautoren Frankreichs, die Problematik von Seitensprüngen in satirischer Übertreibung zu. 

Regisseurin Veronika Wolff setzt mit vier SchauspielerInnen Assous’ eskalierenden Text durch flottes Timing und explodierenden Szenenwitz überaus amüsant um. Sie verzichtet weitgehend auf die gängigen Running Gags in Boulevardkomödien. Statt knallender Türen knarzt nur die Türschwelle und über das Babyfon kreischt und lacht Roberto, das Baby zwischendurch, als würde es das, was im Wohn-Ess-Zimmer passiert, kommentieren. Mit Minipausen in pinkfarbenes Licht getaucht, mit einem beschwingten französischen Chanson untermalt, taktet Wolff das Stück sehr gekonnt als Sketchszenen in sich steigernden Eskalationsstufen. Dabei fokussiert sie ganz auf den Text und gibt den SchauspielerInnen Raum ihr komödiantisches Talent zu zeigen.

Gleich zu Beginn lässt Julian Niedermeier als Sohn durch einem Weinkrampf die Familienidylle bersten. Nicht Lucas fühlt sich entehrt, sondern der Vater und schon beginnt ein rhetorischer Boxkampf auf Großelternebene. Reinhard Peer spielt Gaspard als herrlichen Hypochonder, der an die exorbitante Mimik von Louis de Funès denken lässt. Mit jeder neuen Wahrheit mutiert er zur „psychischen Großbaustelle“. Antonia Reidel als Clemence agiert als pfiffige Omi, die durchaus schrill ausrasten und dagegen giften kann, aber im Grunde sehr schlau agiert. In einem über zwei Meter hohen Bücherstapel hat sie die Corpus Delicti seiner Seitensprünge gesammelt und zieht gekonnt ein 3-Regel-Resümee, was dabei beachtet werden muss, um nicht aufzufliegen. Doch Clemence’ Generalabrechnung nach 31 Jahren funktioniert nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hat. Ihre Schwiegertochter Manon, von Tabea Günther als Kontrast zum emotional aufgeladenen Trio etwas zu blass gezeichnet, löst das schon besser. 

„Ein Satz zuviel!“ entlarvt satirisch das Tratra um triviale Seitensprünge. Entscheidend ist, wie man sie löst. Wer gerne im Theater lacht, wird an diesem Theaterabend seine Freude haben. 

Künstlerisches Team: Veronika Wolff (Regie, Ausstattung), Peter Oberdorf (Dramaturgie)

Mit: Reinhard Peer (Gaspard), Antonia Reidel (Clemence), Julian Niedermeier (Lucas) und Tabea Günther (Manon)