"Kultur macht glücklich"


Marcus O. Rosenmüllers neuer Spielfilm „Münter und Kandinsky“  

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Marcus O. Rosenmüllers neuer Spielfilm „Münter und Kandinsky“  

©CCC-Cinema and Televison

Denkt man an Gabriele Münter (1877-1962), assoziiert man Wassily Kandinsky (1866-1944), den großen russischen Expressionisten, der die „Neue Kunstvereinigung München“ und in Murnau „Den Blauen Reiter“ gründete. Münter, seine ehemalige Schülerin, blieb in seinem Schatten, obwohl sie als einzige Expressionistin schon Einzelausstellungen bekam.

Marcus O. Rosenmüllers Film dreht das Verhältnis um. Im Mittelpunkt steht Gabriele Münter, ihr Haus, die blaue Landschaft, woraus Murnau und die ganze Region unter dem Label „Das blaue Land“ touristisch Kunst und Landschaft geschickt vermarken. Im Gegensatz zu den bisherigen vier Dokumentationsfilmen präsentiert Rosenmüller einen Spielfilm, eine Lovestory, in dem sich eine energische, lebensfrohe Frau durch ihren Mentor Kandinsky gefördert wird und zugleich in psychische Schräglage gerät, einfühlsam und atmosphärisch gefilmt, doch ohne neue Erkenntnisse weder in der Liebesbeziehung noch in der Kunst. „Obwohl sie so viel für ihn getan hat, verließ er sie.“ Dieser Satz beschreibt nicht im Film nicht nur das Verhältnis von Münter und Kandinsky.

Obwohl Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts in der Kunstszene nicht gewünscht waren, ließ sich Münter nicht beirren Künstlerin zu werden. In Kandinsky fand sie endlich den Lehrer, der sie zufrieden stellte. Er brachte ihr die Spachteltechnik bei. Sie entwickelte sich weiter, bevorzugte später den dicken Pinselstrich. Ihr kleines Haus in Murnau, das „Russenhaus“, wie es die Einheimischen abwertend nannten, wurde von 1908 bis 1914 zum Künstlertreffpunkt mit Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin, Franz Marc, Heinrich Campendonk und Paul Klee. Seit der Sanierung 1998 ist das Münter-Haus mit Originalausstattung, teilweise von Kandinsky bemalt, Erinnerungsstätte und touristischer Magnet.

Als Münter Kandinsky in der privaten Münchner Kunstschule „Phalanx“ kennenlernte, war es von beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick, die sich allerdings in eine überaus schwierige Beziehung verwandelte, weil er schon verheiratet war, sich zwar scheiden ließ, aber dann nicht Münter heiratete, sondern sie zu Beginn des Ersten Weltkriegs verließ, nach Moskau zurückkehrte und dort eine andere Frau ehelichte. Psychisch am Ende kehrte Münter nach Murnau zurück. Nur das Malen blieb ihr. Das von ihr so heiß geliebte „blaue Land“ zwischen Seen und Hochgebirge, Hügellandschaft und Mooren färbte zumindest im Film grau ein und der beschwingte Sax-Sound wird zunehmend melancholischer.

Ihre und Kandinskys Bilder, die sie als „Volksverräterin“ trotz Hausdurchsuchung vor den Nationalsozialisten im Keller ihres Hauses versteckte, vermachte sie dem Münchner Lenbachhaus, das durch diese größte Sammlung des „Blauen Reiters“ weltberühmt wurde. 

Der Filmstart von Rosenmüllers neuem Film „Münter & Kandinsky“ im Murnauer Kino im Grießbräu passt bestens ins touristische Programm des „Blauen Landes“. Ein seelenverwandtes Liebespaar, er ein russischer Schwerenöter und sie eine abenteuerlustige Deutsche, von Vladimir Burlakov und Vanessa Loibl sehr emotional gespielt, kämpfen für eine völlig neue Naturbetrachtung. Es geht nicht mehr um die Abbildung der Natur, sondern darum sie zu spüren und zu erleben, indem man Farben Bedeutung zuweist, die Landschaft zu singen beginnt, womit die ganze Region durch die Bilder in leuchtender Expression aufgewertet wird. Beste Werbung für „das blaue Land“. Auf nach Murnau, um die romantischen Stimmungen vor Ort zu erfühlen und expressionistische Bilder in natura zu erleben.

Filmkritik "Münter & Kandinsky" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de