"Kultur macht glücklich"


Kida Khodr Ramadans neuer Film „Haltlos“

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Kida Khodr Ramadans neuer Film „Haltlos“

©Rapid Eye Movies

„Ich bin einfach keine Mutter!“, bekennt Martha (Lilith Stangenberg), die in der Musikbranche über Beziehungen Fuß zu fassen sucht. Sie liebt leidenschaftlich Sebastian (Samuel Schneider), der schon verheiratet ist und ihr klar signalisiert, dass er es auch bleiben wird. Als sie schwanger wird, steht für Martha sofort fest, das Kind zur Adoption freizugeben. Ihre individuelle Freiheit ist ihr wichtiger als die Rolle einer Mutter…

Mit Herzblut spielt Lilith Stangenberg diese junge Frau, deren feste Entschlossenheit niemand beeinflussen kann weder die Freundin noch die Schwester, die selbst zwei Kinder hat. Unter der Regie von Kida Khodr Ramadan macht Lilith Stangenberg sehr authentisch Marthas zunehmende Isolation und psychische Verletzungen sichtbar. Der Vater, der alleine lebt, weist ihr die Tür und die Mutter, eine sehr gepflegte Dame warnt davor, wie schwer es sei, alleine ein Kind großzuziehen. Nach der Entbindung zögert Martha kurz, aber sie gibt das Kind weg. Doch ihr Selbstwertgefühl bröckelt immer mehr, nicht nur, weil sie ohne Job ist. Ihre Idee hat längst eine andere Frau realisiert. Sebastian mit seiner Familie zu sehen zieht Martha den Boden unter den Füßen weg. Ganz schlimm ist für sie der Anblick anderer Babys. In diesem Wechselbad der Gefühle und durch die immer stärker werdende Sehnsucht Mutter zu sein, irrt sie haltlos durch die Straßen, ohne wirklich irgendwo anzukommen. Erinnerungen, der Blick ins Aquarium zeigen ihre innere Verlorenheit. Von Stangenberg hervorragend gespielt verwandelt sich Martha von einer kessen Mädchenfrau in ein Häufchen Elend. Mit roten Augen vom Weinen, struppigem Haar wirkt sie verwahrlost wie eine Pennerin, wirr und aggressiv. Sie glaubt die Kurve zu bekommen, aber ihre Ersteinschätzung holt sie ein. Das Ende bleibt nicht so offen wie es scheint, ist vielmehr ein Resümee für ein Schicksal, das eben kein Einzelschicksal ist, wenn sie ihren Namen über die Anfangsbuchstaben entschlüsselt. Missverstanden, aussichtslos, rasend, traurig, haltlos fühlt sie sich. Nur „wenn ich aufhöre zu kämpfen, dann schwebe ich frei und schwerelos im Meer der Unvereinbarkeiten.“

„Haltlos ist ein rabiater, differenzierter und ehrlicher Film, fern jeglicher Schwarz-Weiß-Malerei. Er ist ab  24. Oktober in den deutsche Kinos zu sehen. 

Künstlerisches Team: Kida Khodr Ramadan (Regie)

Mit: Lilith Stangenberg, Samuel Schneider, Uwe Preuss, Jeanette Hain, Zsá Zsá Inci Bürkle u.a.