Mit der neuen Ausstellung im Palais Populaire will die Deutsche Bank, die etliche Bilder von Galli in ihrer Sammlung hat, auf die Künstlerin aufmerksam machen. 1944 im Saarland geboren, kam Anna-Gabriele Müller, alias Galli 1969 zum Kunststudium nach Berlin, wo sie im Umfeld der Neuen Wilden wie Rainer Fetting und Salomé eher ein Randerscheinung blieb. Gemeinsamer Nenner war die Abwendung von der dominierenden concept-art und minimal-art der 1970er Jahr und stattdessen die Etablierung einer neuen expressiv-figurativen Malerei, die bei Galli sehr vom Zeichnerischen geprägt ist. Mit 80 Bildern soll jetzt die Einzelausstellung „Galli – seht zu, wie ihr zurechtkommt“ die Künstlerin ins Bewusstsein der Kunstszene zurückholen. Man fragt sich warum…
Seit der Präsentation ihrer Bilder auf der Berliner Biennale 2020 scheint die jüngere Generation ihr Werk neu zu lesen und besser zu verstehen, so die Informationen auf dem Ausstellungsflyer.
Gallis Themen sind zeitlos, weil sie nicht auf das Individuum oder individuelle Szenen zielt, sondern auf den Typus Mensch und sinnbildliche Räumlichkeiten und Traumata. Sie zeichnet und malt figurativ, aber derart bizarr, dass man zuweilen mehr an Fabelwesen als an Menschen denkt. „Der Körper als Schlachtfeld“ zwischen Lust und Gewalt taucht immer wieder auf. Rot pulsiert die Leidenschaft, schwarze Knäuel signalisieren monströse Bedrohung.
Gattis Bilder aus den 1980er und 1990er Jahren sind wild und leidenschaftlich, erotisch und sinnlich, bedrohlich und humorvoll. Sie zeichnet und malt Szenen aus dem Alltag, aber auch aus der Mythologie banal, verquer, verrätselt, mitunter magisch.
Der Schwerpunkt dieser Ausstellung fokussiert auf ihre Zeichnungen. Mit wenigen Strichen schafft sie räumliche und körperliche Strukturen, in denen das Unbewusste aufleuchtet. 27 DIN-A4 Blätter formieren sich zu einem Narrativ über Beziehungen, Liebe und Sex. 80 Zeichnungen auf Karteikarten, zuweilen sehr flüchtig, dann wieder detailfreudig illustrativ dargestellt geben Einblick in Gallis typische Formensprache und Chiffren. Ihre Skizzenbücher und vor allem zwei gefilmte gezeichnete Illustrationsbände mit Cut-out-Seiten, die sie mit ihrer Hand selbst sehr sorgsam umblättert, demonstrieren ihre vielschichtige Motivik in ornamentaler Dichte.
Attraktiver sind ihre großformatig gemalten Bilder bewusst nach dem Motto „Je schräger die Farben, umso reizvoller“, zuweilen nah am Kitsch, aber auch von expressiv reduzierter Dynamik. Der Ausstellungstitel wird so zu einem Appell an alle BesucherInnen. „Seht, wie ihr zurechtkommt“ mit den Bildern einer Künstlerin, der man mit dieser Ausstellung einen Neustart verschaffen will.
„Galli – seht zu, wie ihr zurechtkommt“ ist im Palais Populaire noch bis zum 7. Oktober zu sehen.