Landshut – „Lebensstationen. Ausstellung & Schaudepot“ über Landshuts berühmtesten Künstler Fritz Koenig zum 100. Geburtsta

Ausstellung-Lebensstationen von Fritz Koenig in Landshut Koenigmuseum präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Als strahlender Mann mit der roten Rose auf dem Araberschimmel wurde Fritz Koenig zum Markenzeichen der Landshuter Hochzeit. Aus einfachen Rundzylindern und Kugeln entwickelte er eine einzigartige künstlerische Handschrift, die seinen Epitaphen über den Holocaust eine bedrückende Authentizität verleiht. Koenigs Kugelkaryatide überlebte den Terroranschlag am 11. September 2001 und verwandelte sich vom Zeichen prosperierenden Fortschritts in ein Terror-Mahnmal. 

Fritz Koenig war ein Ausnahmemensch, in dieser Art nur möglich durch seine Frau Maria. Zum 100. Geburtstagstag eröffnet die Ausstellung „Lebensstationen“ in acht Kapiteln den Blick auf die Meilensteine seiner Biografie…

©Koenig-Museum Landshut, Foto: Michaela Schabel

Ein kluges und spannendes Ausstellungskonzept haben die Kuratoren Alexandra von Arnim, Miro Craemer und Bernhart Schwenk entwickelt. Man fragt sich nur, warum drei Kuratoren für eine biografische Ausstellung nötig waren. Behutsam taucht der Besucher in das Leben Koenigs ein, indem er von einem Kabinett zum anderen wandelnd Koenigs Sozialisation durch Fotos, Erinnerungsstücke und erste Zeichnungen und Arbeiten erlebt, als Kind, als Soldat an der Ostfront, als Student an der Kunstakademie in München und mit Maria, seiner späteren Ehefrau. 

Durch die Kunst wurde Koenig „der Landshuter“ zum „Kosmopoliten“. Noch während seines Akademiestudiums gewann er einen Kunstwettbewerb in London, der Start für eine internationale Karriere. Einladungen zur Weltausstellung in Brüssel (1958), für die Biennale in Venedig (1959 und 1964) und Ausstellungen in New York folgten. Koenig zählte zu den bedeutendsten Bildhauern der Nachkriegszeit. In seiner reduzierten Ausdrucksweise spiegeln seine Epitaphe das Grauen und die Aufarbeitung des Holocausts und gleichzeitig die Bedeutung der menschlichen Beziehung. Die floralen Strukturen zielen auf die Schönheit der Natur und auf wohldosiertes Wachstum. 

Künstlerisch war Koenig ein Kosmopolit, menschlich blieb er seiner niederbayerischen Heimat verbunden. „Kreuz“ und „Pietà“ zeigen seine religiöse Haltung als „Christ“.

Ausstellung-Lebensstationen von Fritz Koenig in Landshut Koenigmuseum präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Koenig-Museum Landshut, Foto: Michaela Schabel

Über Zeichnungen und Skulpturen wird seine Leidenschaft für Araberpferde sichtbar. Koenig, „der Pferdeflüsterer“, avancierte zu einem weltweit renommierten Araberzüchter. Sein Hengst Nahbay gewann 1993 im Pariser Pferdesalon das Weltchampionat. Ein anderer Raum mit afrikanischen Skulpturen offeriert Koenig als leidenschaftlichen „Sammler“. Die trefflichste Titulierung ist allerdings Koenig, „der Liebende“, belegt durch Variationen von „Die Zwei“, sein beeindruckendstes Sinnbild für den Zusammenhalt bis in den Tod.

Gleichzeitig wird die Jubiläumsausstellung durch den Blick auf das Schaudepot eine Hommage an das Koenigmuseum. Dicht gedrängt unter vielen anderen Kunstwerken verlieren selbst „Die Zwei“ ihre Aura. Kunst braucht Raum, um sich zu entfalten. Wie gut Koenig Kunst und Raum verbinden konnte, beweisen das von ihm selbst konzipierte Koenigmuseum und die Filme seines Freundes Percy Adlon über den Ganslberg, Koenigs Wohn- und Arbeitsstätte.

Museumsleiterin Alexandra von Arnim hofft mit dieser Ausstellung und dem groß angelegten, einjährigen Jubiläumsprogramm mit weiteren Ausstellungen in München, New York und Venedig das Vermächtnis Koenigs „nachhaltig“ in der Kunstgeschichte zu verankern. Das ist ein schwieriges Unterfangen, da sich Koenig nach dem Tod seines New Yorker Galeristen durch keine andere Galerie mehr vertreten ließ und das aufflammende Interesse nach der legendären Ausstellung Koenig-Retrospektive  2018 in den Florentiner Uffizien und dem dazugehörigen Boboli-Garten von Seiten der Stadt Landshut abgeblockt wurde. Mit rund 160 Exponaten war es die größte Skulpturenausstellung für einen einzelnen Künstler, die es in Florenz und ganz Italien jemals gab. 1,2 Millionen Besucher sahen sich die Ausstellung an. Eike Dieter  Schmidt, der damalige Leiter der Uffizien hatte weitere große Nachfolgeausstellungen geplant. Chancen muss man wahrnehmen, wenn sie sich bieten. Eine 1-tägige Pop-up-Ausstellung in Venedig ist eher ein trauriger Nachklang in Anbetracht, was möglich gewesen wäre.