©Michaela Schabel
Ron Zimmering, Regisseur des Theaterspektakels, gelingt eine witzige, unterhaltsame, erkenntnisfördernde Retrospektive der rund 30-jährigen Geschichte des Palastes der Republik, in der sich die Suche nach der deutschen Identität spiegelt und die BesucherInnen provoziert sich damit auseinanderzusetzen.
Rund 100 BerlinerInnen machen in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und der Hochschule für Musik Hanns Eisler während eines zweieinhalbstündigen Spaziergangs den Palast der Republik als kulturelles und politisches Symbol wieder lebendig.
Von den Obergeschossen des Foyers schallen archaisch vorgetragene Texte und Lobgesänge auf den Palast der Republik. Ein Karren mit festlich gekleideten, singenden Herrschaften durchquert das Foyer als ironische Reminiszenz. Nach diesem Openining geht Zimmering noch weiter in die Vergangenheit zurück und lädt zur Baustellenbesichtigung ein. In vier Gruppen werden die Gäste von einer Performance zur anderen geschleust. Bauarbeiter deklamieren erhellende Textstellen aus Heiner Müllers Theaterstück „Der Bau“. Andere erzählen von ihren kontroversen Eindrücken. „Technisch war alles vom Feinsten“, mit einem 18-Stunden-Tag enorm die Arbeit, karg das Essen und eine Zumutung der Schlafsaal mit 250 Betten. „Eine Höllenmaschine ist der Bau.“ Symbolisch rollen Kisten die Treppe hoch, kaum oben, gleich wieder nach unten. Die Musik intoniert ganz feine Zwischentöne und bulgarische Sängerinnen emotionalisieren durch exotisches Liedgut aus ihren heimatlichen Regionen.
Das Theaterspektakel verdichtet sich final im Plenum, dem ehemaligen Sitz der Volkskammer der DDR bei Gesprächen zwischen „Ost und West“. Zeitzeugen beantworten Fragen von „Wessis“.
©Michaela Schabel
Per Kopfhörer können sich die BesucherInnen in neun verschiedene Gesprächssituationen dazu schalten und Fragen stellen. Mit einer quirlig witzigen Performance, in der die DarstellerInnen unterschiedliche Gesteine symbolisieren, jeder auf seine Weise bedeutsam für den Zusammenhalt, klingt der Abend fröhlich aus.
Mit diesem Theaterspektakel unterstreicht das Humboldt Forum seinen Anspruch ein Ort der Begegnung und kontroverser Meinungen zu sein. Diese Intention bildet auch die Basis für die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart.“