©Viktor & Rolf, Foto: Michaela Schabel
Seit über 30 Jahren loten die niederländischen Künstler Viktor Horsting und Rolf Snoeren die Grenzen zwischen Haute Couture und Kunst aus. Rund 200 ihrer kühnsten Meisterwerke sind jetzt fulminant in der Münchner Kunsthalle inszeniert zu sehen. Manche Roben sind zum ersten Mal ausgestellt. Jeder der neun Räume wird zu einem neuen Erlebnis und erzählt eine andere Geschichte „Upside Down“, „Fashion Artists“, „Russian Doll, „Fashion Statements“, „Puppen“, „Zen Garden“ „Performing Fashion“, „Konzeptuelle Düfte“, „Upcycling Couture“ und „Auf der Bühne“. Im großen Ausstellungsraum toppen sich ausladende romantische Abendkleider geschneidert aus acht Kilometern Tüll zu skulpturalen Silhouetten geformt. Mit aufgedruckten „Fashion Statements“, aggressiven Slogans aus den sozialen Medien oszilliert diese Kollektion zwischen romantischer Nostalgie und surrealen Provokationen.
©Viktor & Rolf, Foto: Michaela Schabel
Komplementiert durch zahlreiche Videos, Skizzen und Werke von renommierten FotografInnen wie Andreas Gursky, Inez & Vinoodh und Ellen Unwerth verweist die Ausstellung auf den konzeptionellen und experimentellen Kunstcharakter dieser Mode. Scheinbar unzusammenhängende Elemente lassen Viktor & Rolf weit über das normale Vorstellungsvermögen hinaus miteinander verschmelzen. Das Ballkleid umgedreht trägt ein Model im Minikleid „Alles auf dem Kopf“, wird dadurch optisch zu einer Bürste und offeriert so den Wandel der Frauenrolle beispielsweise von der erotischer Ausstrahlung zur pragmatischer Selbstständigkeit bzw. umgekehrt. Den Interpretationen sind keine Grenzen gesetzt. Von Bilderrahmen umrahmt werden Models und ihre Kostüme über ein zweidimensionales Bild hinaus zum installativen dreidimensionalen Kunstwerk. Das Projekt „Matrjoschka“ während der „Russian Doll“-Show (1990/2000) avancierte zum konzeptionellen Label für Viktor & Rolf. Eigenhändig bekleideten sie das Model Maggie Ritzer, das auf einer Drehscheibe positioniert war, mit 70 Kilogramm Haute Couture. Die acht, genau aufeinander abgestimmten Kleidungsstücke bildeten die Kollektion. In folgenden Shows wurden über dieses Konzept KünstlerInnen wie Tilda Swinton oder Shalom Harlow in den Mittelpunkt gerückt und geehrt. Die Zusammenarbeit mit Kultregisseur Robert Wilson oder mit dem innovativen Nederlands Dans Theater unterstreichen den künstlerischen Anspruch der beiden Modedesigner.
Viktor & Rolf sind begeistert von der Ausstellung. Sie finden die museale Präsentation als Ergänzung zu den saisonalen Shows sehr wichtig, weil so mehr Menschen daran teilnehmen können. „Ausstellungen sind demokratischer als der Laufsteg“. Umgekehrt sind es gerade die Haute Couture Shows, die in der Münchner Kunsthalle begeistern, im Riesenformat von 11 simultanen Shows, wird die Kreativität von Viktor & Rolf in ihrer faszinierenden Optik und künstlerischen Ästhetik lebendig.
Die Ausstellung „Viktor & Rolf. Fashion Statements“ ist in der Kunsthalle München noch bis 6. Oktober zu sehen.