©Michaela Schabel
In der Tischlerei der Deutschen Oper, dem Ort für Experimente, behandelt nach „Over the Edge Club“ und „Rossum’s Universal Robots“ auch der dritte Teil „Zeroth Law“ das Zusammenleben von Maschine und Mensch, den Stellenwert der Roboter und die Folgen maschinellen Handelns. In einer robotergesteuerten Gesellschaft ist „Das nullte Gesetz“ die bedeutsamste Regel. „Roboter haben das Wohl der Menschheit über das des Individuums zu stellen“, wobei bereits der Titel den Stellenwert dieses Gesetzes parodiert. Erzählerin Ursina Lardi optisch, der Chor auch versrhythmisch binden an das antike Theater an, formulieren alternierend das Machtringen zwischen Mensch und Maschine, das Wechselspiel von Subjekt und Objekt, in dem der Mensch immer noch meint den Schöpfungsprozess der künstlichen Intelligenz zu beherrschen, ihn vorantreibt, immer aus der Perspektive des Menschen, „die Maschinen könnten nur so denken wie er“, ohne darüber nachzudenken, dass diese Maschinen künstlicher Existenz ein Eigenleben entfalten könnten. Stanislaw Lem lässt grüßen. „… wie sich Gott aus der Lebenswirklichkeit entfernte, entfernt sich der Mensch aus der Lebenswirklichkeit der Maschinen“ so die Quintessenz.
Diese menschliche Selbstentfremdung verdeutlichen die Musikautomaten. Alle Klänge aus Holz-und Metallpfeifen, Trommeln, Flügelhorn Trompete, Orgel und sonstigen Apparaten sind akustisch, kommen ohne Elektronik und Synthesizer aus, aber sie werden nicht von Hand gespielt, sondern durch einen Automaten, durchaus differenziert, aber kalt und ohne Emotion. Diesen Part übernimmt der RIAS Kammerchor wuchtig in heftigsten Fortissimi mit dominantem Sopran, sehr energetisch von Olaf Katzer dirigiert.
©Michaela Schabel
Das ist spannend und dehnt sich zugleich über die eingeblendete Erzählstruktur und das etwas verloren wirkende Tanzpaar mit asiatischem Bewegungsrepertoire vor allem aus Qi Gong. Wie Roboter tanzen beide singulär immer wieder die gleichen Bewegungen und finden final in Pas de deux-Umschlingungen ein Symbol für das Miteinander und die Selbstständigkeit der Maschinen. Das ist durchaus sehr vielschichtig konzipiert, trotzdem berührt die Inszenierung nicht. Es fehlt der Regie und der Automatenmusik die emotionale Tiefenwirkung. Wie spannend die Uraufführung hätte sein können, zeigt allein die Schlusssequenz, in der die Gesichter des Chores in Spots hell erleuchtet, nacheinander erlöschen.
Künstlerisches Team: gamut inc: Marion Wörle, Maciej Śledziecki (Komposition, Regie, Bühne, Kostüm), Frank Witzel (Libretto), Olaf Katzer (Chordirigat), Ruben Reniers (Choreografie), Fubbi Karlsson (Lichtregie, Video, Bühne), Godfried-Willem Raes (Erbauer des Roboterorchesters), Kristof Lauwers (Robotertechnik), Olivia Oyama (Klangregie), Bobby Good (Video-Edit), Lucas Wilson-Spiro (Projektionsdesigner), Sebastian Hanusa (Dramaturgie)
Mit: Ursina Lardi (Schauspiel im Video), TingAn Ying, Ruben Reniers (Tanz), RIAS Kammerchor, Roboterorchester der Logos Foundation (Leitung: Godfried-Willem Raes)