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Berlin – „IRAN inside out“ – Zeitgenössische Fotografien aus dem Iran im Willy-Brandt-Haus

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Berlin – „IRAN inside out“ – Zeitgenössische Fotografien aus dem Iran im Willy-Brandt-Haus

©Mashid Mohadjerin

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne setzen sich die Fotografinnen mit den gesellschaftlichen Veränderungen und Problemen in ihrer Heimat auseinander. Sie leben im Iran, stammen aus dem Iran oder haben längere Zeit im Iran gearbeitet, was den Titel „IRAN inside out“ erklärt. Der Rundgang beginnt mit den Nachtfotografien von Shirana Shahbazi über „Tehran North“ (2015-2017)  bedrückend wie ein Roadmovie aus dem Auto bewusst unscharf und düster fotografiert, wobei im grellen Spotlight einzelner Lampen die ganze Tristesse dieser Megastadt zum Ausdruck kommt. Dunkel die Fenster, menschenleer die Straßen, durch eine schwarze flatternde Fahne wird die observierende Macht des Regimes spürbar. Trostlose Wohntürme schräg fotografiert scheinen im nächsten Moment umzufallen. Vereinzelte Licht im Hintergrund von Räumen wirkt geheimnisvoll, voller Angst, als könnte etwas entdeckt werden. 

„Freedom Is Not Free“ thematisiert Mashid Mohadjerin. Frauen tragen dieses Motto dekorativ als Tattoo auf der Haut. Anhand ihrer eigenen Familiengeschichte zeigt Mashid Mohadjerin das private und öffentliche Leben von iranischen Frauen, die nach der Revolution von 1979 aufgewachsen sind. Für dieses Projekt, das auch Videos und eine Monografie umfasst, kehrte sie drei Jahre lang immer wieder in den Iran zurück. Es gelingen ihr sehr hintergründige Metaphern. Der Dampf einer Wasserpfeife verdeckt das Gesicht einer Frau, um sich selbst zu anonymisieren. Ein Mädchen offeriert mit einer Zigarette, eine anderes mit flatternden Haaren auf dem Motorrad in einem Video Visionen von Freiheit. Goldfische in einem viel zu kleinen Glas werden zum Symbol eines Lebens im Gefängnis. 

Sarah Sasani inszeniert in „Monotony“ Frauen mit ihren Kindern in der Sorge um deren Zukunft. Ihre Füßen stecken symbolisch in der Erde fest. Keinen Millimeter können sie sich bewegen, womit der Alltag zum „Death of Day“ wird.

Ausstellung "IRAN inside out" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.dede

©Sarah Sasani

Forough Alaei fokussiert auf eine kleine Minderheit von Frauen, die als Fischerinnen hart arbeiten, aber trotz Battoulah (Gesichtsmaske) eine ungewöhnliche Selbstständigkeit ausstrahlen. Doch wenn eine Frau in einem Videoloop mit immer der gleichen Armbewegung die Anglerleine erfolglos einholt, wird auch hier die hoffnungslose Starrheit traditioneller Rituale deutlich.

Beatrice Minda fokussiert in ihrer voyeuristischen Serie „Iran. Interrupted“ auf leere Räume, die voller Geschichten mehrerer Generationen sind. Längst ist jegliche orientalische Romantik verschwunden. Nüchtern, kalt ärmlich spiegeln die Räume die gesellschaftspolitischen Veränderungen, eindeutig negativ konnotiert.

Die Ausstellung „IRAN inside out“ im Willy-Brandt-Haus noch bis zum 27. August zu sehen. Ein offizieller Ausweis ist am Eingang vorzulegen.