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Etero wartet sehnsüchtig auf Murman, für den sie sich schön macht. 40 Jahre Einsamkeit und Jungfernschaft sind plötzlich zu Ende. Aus den Gesprächen der Frauen im Dorf erfährt man bruchstückhaft, wie Etero aufgewachsen ist, warum sie nicht geheiratet hat, warum sie ist, wie sie ist, und die Natur, vor allem die Vögel Ersatz für menschliche Beziehungen wurden. In großen Happen verschlingt sie leitmotivisch immer wieder ihre Lieblingsspeise als Ersatz für das Leben. Von Männern weiß sie nur aus den Viagra-Spötteleien der Apothekerin. Gelassen erträgt sie beim Kartenspiel und Kaffeetrinken die Sticheleien und das Mitleid der anderen. Gleichzeitig wird ihr bewusst, welche Ausnahmeerscheinung sie und ihr Geliebter Murman sind.
Die Kamera entwickelt eine subtiles Wechselspiel zwischen dokumentarischer Milieubetrachtung und poetischer Verdichtung. Sie folgt Etero aus der Entfernung in harten Schnitten und verdeutlicht dadurch ihr gesellschaftliches Ausgegrenztsein, gleichzeitig bekommt ihr Gesicht herangezoomt eine immer schönere Aura, die sie sehr würde- und respektvoll erscheinen lässt. Gewohnt ihr Leben allein zu gestalten agiert sie mutig und beherzt und weiß trotz ihrer Einsamkeit die Schönheit des Lebens zu genießen. In diesem Kontext wird der Titel „Blackbird, Blackbird, Blackberry“ in seiner Rhythmik an einen Kinderreim erinnernd zur poetischen Klammer der Geschichte.
Die Qualität des Films liegt in der atmosphärischen, wortkargen Dichte dieser Beziehung, die sie sehr ehrlich und authentisch und symbolisch einfängt. Rot wie ihre Leidenschaft ist die Tischdecke und der Boden ihrer kargen Wohnung. Chansons untermalen ihre Gefühle. Mit einem bestickten Schal geschmückt wirkt Etero wie eine Braut. Er will ihre Amsel sein, weiß sie durch seine kleinen Verszeilen mitten ins Herz zu treffen. Doch es kommt anders als erwartet.
Die Schlichtheit des Films, ohne große Handlung, ohne große Dialoge multipliziert die Intensität der Gefühle. Das Drehbuch lässt die Geschichte offen, verzichtet auf ein Happyend, doch es ist visionierbar, wenn Etero an den wunderbaren Tag zurückdenkt, als sie Brombeeren pflückte, aber eben nicht an den Absturz, sondern in Balance bleibt.
Künstlerisches Team: Elene Naveriani (Regie), Elene Naveriani, Nikoloz Mdivani, Tamta Melashvili
In den Hauptrollen: Eka Chavieishivili (Etero), Temiko Chinchinadze (Murman)