… spannend von der ersten bis zur letzten Minute, sich steigernd von Ravels filigranen Kompositionen „Le Tombeau de Couperin“ über Tschaikowskys einziges, extrem virtuoses „Violinkonzert in D-Dur“ bis zu Beethovens imposanter „Sinfonie Nr. 7“.
Trotz der großen Orchesterbesetzung, aber ohne Dirigent trat das MCO tatsächlich in Landshut als Kammerorchester auf.
Das Dirigat übernimmt ein Musiker. Violonist Alexi Kenney, der Konzertmeister des MCO „dirigiert“ durch seine Körperdynamik, aus deren Impulse sich die mitreißende, energetisch pulsierende Musikalität dieses Orchesters entwickelt. Selbst der Landshuter Rathausprunksaal, alles andere als ein idealer Akustikraum, wurde durch das MCO in einen klangvollen Konzertsaal verwandelt. Die Musiker spielten bis auf die Celli im Stehen und wiegten sich regelrecht im Rhythmus der Musik. Man spürte den gemeinsamen Atem, die großen Bögen der musikalischen Motive, sah die Freude am Musizieren in Gestik und Mimik der Musiker und wurde von der Euphorie der Musiker infiziert.
So verwundert es nicht, dass der russische Dirigent Currentzis, der derzeit im Westen als Musikguru aufleuchtet, im Hintergrund das Mahler Chamber Orchestra künstlerisch als Artistic Partner betreut. Es ist dieselbe Leidenschaft, die das volle dynamische und rhythmische Spektrum einer Musik zu interpretieren wagt, wodurch sich ungewöhnlich rasante und spannende Konzerte entwickeln.
Filigran, im Pianissimo wurde Ravels vielschichtige Komposition „Le Tombeau de Couperin“ zum transparenten Klangerlebnis. Ravels Hommage an den großen Barockkomponisten Couperin leuchtete ganz subtil in tänzerischer Beschwingheit auf, gewann in den feinen Klanglinien der Klarinette (Nikita Vagano) und Querflöte (Chiara Tonelli) eine beflügelnde Leichtigkeit und verdichtete sich im Tutti der Streicher zu großen Klangwolken des Ensembles. In Tschaikowskys „Violinkonzert in D-Dur“ begeisterte Pekka Kuunisisto als Solist. Genussvoll, mit Schalk im Gesicht sielte er die extrem schwierige Partie, die seinerzeit als „Zausen, Zupfen und Bläuen“ abgeurteilt wurde, ohne dass man verstand, dass sich darin Tschaikowskys zerrissene Seele zwischen unglücklicher Vernunftehe und seiner leidenschaftlicher Liebe zu dem Geiger und Komponisten Josif Kotek spiegelt.
Den begeisterten Jubel honorierte Pekka Kuunisisto mit der Zugabe von Sibelius´ feinfühliger Humoreske Nr. 4“.
Nach der Pause überraschte das MCO mit einer rasanten Version von Beethovens „Sinfonie Nr. 7“. Im Wechsel von wuchtigen Tutti, lyrischen Kantilenen entdeckte das MCO in der eleganten Programmmusik die revolutionären Attacken galoppierenden Angriffs, wobei das wuchtige Dynamikspektrum als Raumspiel von Nähe und Ferne hörbar wurde.
Das war musikalischer Hochgenuss für jeden, der dabei war, und ist dem Engagement der Landshuter „Freunde der Musik e. V.“ zu verdanken.
Michaela Schabel