Israel Galvan©Jean-Luis Duzert
Alya Al-Kanani, deutsch-irakische Flamenco-Tänzerin und Choreografin, konnte für das Projekt „Flamenco Superhéroes de Baile 2.0 Next Generation“ internationale Tanzgrößen gewinnen. Die Situation ist „vergleichbar mit der Situation zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Ballets russes begannen, das angestaubte klassische Ballett zu modernisieren“, konstatiert sie. Ziel ist es die neuen innovativen Stilrichtungen einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Alle KünstlerInnen, die Alya Al-Kanani fragte, waren von ihrer Projektidee begeistert und machten mit, darunter Israel Galván, Andrés Marín, Rocío Molina, Belén Maya, Juan Carlos Lérida, Marco Vargas und Chloé Brûlé, José Manuel Ramos „El Oruco“ und Eduardo Guerrero.
Anhand selbst gestalteter Themenwände und eines Kurzvideos geben sie einen Einblick in ihre ganz persönliche Sicht auf den modernen Flamenco.
Andrés Marín, beispielsweise, gilt als einer der größten Flamenco-Innovatoren. Der gebürtige Sevillaner ist Abkömmling einer alten Flamenco-Dynastie und wird von Kritikern auch schon mal gerne als der „Picasso des Flamenco-Tanzes“ bezeichnet. Seinen „Don Quixote“ interpretiert er mit feuersprühendem Helm und stollenbesetzten Fußballschuhen. „Ich fand Alyas Idee sofort großartig und sehe darin eine tolle Chance zu zeigen, wie sich die Flamenco-Tanzkultur in den vergangenen Jahren verändert hat und noch immer weiterentwickelt.“
Belén Maya, die in New York geborene spanische Tänzerin und Choreografin klebt allerdings nicht am Althergebrachten fest. Ihr Repertoire umfasst so unterschiedliche Tanzstile wie den klassischen, spanischen und zeitgenössischen Tanz, Flamenco, Modern Dance und indischen Kathak.
Am mutigsten und innovativsten ist zweifelsohne Israel Galván. Er vertanzt Erdbeben, den Holocaust, Franz Kafka, fusioniert Flamenco mit japanischem Butoh-Tanz, zertrümmert den Flamenco tänzerisch und sängerisch in seine rhythmischen Bestandteile, womit er nicht nur das Publikum, sondern auch so manche KritikerInnen irritiert und verstört.
Alya Al-Kanani selbst ging nach einer klassischen Ballett-Ausbildung in Deutschland nach Madrid, nahm Unterricht an der berühmten Flamenco-Schule „Amor de Dios“ und bildete sich ständig weiter. Sie ist in Spanien und in Deutschland aufgetreten und zeigte auf Einladung von Juan Carlos Lérida auf dem Flamenco-Festival 2013 in Barcelona ein eigenes Solo-Stück. Sie kennt viele TänzerInnen persönlich, hat aber auch „einen gewissen objektiven Abstand zu der Szene und den manchmal sehr verschworenen Gitano-Clans“.
Die Ausstellung ist interaktiv mit begleitenden Aufführungen, der Möglichkeit für die Besucher, Fragen zu stellen, kleinere Bewegungsfolgen selbst auszuprobieren. Alya Al-Kanani ist selbst ständig präsent. Als Highlight tritt die Tänzerin am 21. und 22. Mai mit Mario Vargas auf, der dafür die niedersächsische Stadt in seinen Tourneeplan eingebaut hat. Auf dem Programm steht ihre eigene Choreografie „Ver/suchung“, ein Stück, das sich bei jeder Aufführung immer wieder neu entwickelt.
Die Ausstellung „Flamenco Superhéroes de Baile 2.0 Next Generation“ ist bis um 21. Mai im KufA Haus in Braunschweig, Westbahnhof 13, zu sehen und wird dann wahrscheinlich in das „Sevilla Museo de baile Flamenco“ zurückgeholt.